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Mittelalterliche Erzählung aus dem Jahre 1563

Eine mittelalterliche Erzählung, in der Borsum und seine Bürger eine Rolle spielen, findet man in dem Buch Wendunmuth von Hans Wilhelm Kirchof.

Der Text aus dem Jahr 1563 lautet:

(Übersetzt von Raimund Schrader)

Etwa zur Hälfte, zwischen Hildesheim und Peine, nicht weit vom Schloss Steuerwald entfernt, liegt ein Dorf mit einem sehr hohen Kirchturm. Es wird Borßheim oder Borssum genannt. Die Bauern dort haben den Schalk im Nacken und deshalb wird viel über sie geredet. In diesem Dorf hatten die Raubvögel viel Schaden an jungen Gänsen, Hühnern oder Tauen angerichtet. Deshalb hatten die Dorfverantwortlichen jedem eine Belohnung versprochen, der einen Raubvogel fängt oder tötet. Jeder im Dorf trachtete nun danach, durch Fallen, Netze oder auf andere Art der Plage Herr zu werden und sich belohnen zu lassen. Doch es glückte als erstem einem jungen Mann, der Greben hieß und Sohn des Schultheissen in Borsum war. Er hatte den Raubvogel lebend mit einer Schlinge gefangen. Als Köder hatte er ein junges Huhn benutzt.

Der Schultheiss und sein Sohn kamen nun auf die Idee, den lebendigen Raubvogel, den sie für einen Habakuk (Habicht) hielten, ihrem Herrn und Fürstbischof zu schenken, weil die hohen Herren doch solche Vögel für die Jagd benutzten und viel Geld dafür ausgaben. Man erhoffte sich, für das Geschenk eine besondere Belohnung zu erhalten, an der das ganze Dorf teilhaben sollte. Man läutete die Glocken und rief alle Leute im Dorf zusammen und teilte ihnen ihr Vorhaben mit. Alle im Dorf stimmten dem Plan zu und man suchte einen besonders Redegewandten aus, um ihn zum bischöflichen Schloss Steuerwald zu schicken. Der Vogel wurde in eine Kiepe mit Deckel gesperrt und zur bischöflichen Residenz gebracht. Dort wollte der Borsumer sofort zum Bischof vorgelassen werden, was man ihm zunächst verwehrte. Als aber der Bischof davon hörte, bat er den Borsumer in den Empfangssaal, wo viele hohe Herren versammelt waren. Dort lachte und amüsierte man sich über die derbe und grobe Ausdrucksweise des Mannes, als er mit folgenden Worten sein Anliegen vorbrachte: "Gnädiger Herr, die Männer von Borsum, meine Nachbarn, schenken Euer Gnaden hier einen Habicht und ich auch!" Lachend forderte der Bischof ihn auf, die Kiepe zu öffnen, damit man sich den Habicht ansehen könne. Als das geschah, stellte man fest, das es kein Habicht war, sondern eine Weihe, ein unnützer und schädlicher Vogel, der sofort aus der Kiepe zum Fenster flog und es erheblich beschädigte. Das erzürnte den Bischof und er meinte, die Borsumer Bauern hätten ihm aus Vorsatz und Büberei einen Schabernack gespielt. Er wandte sich an den Boten und sagte: "Sage den Männern von Borsum, deinen Nachbarn, sie sollen für das Malheur zwei Scheffel Roggen als Strafe bezahlen und Du auch!" Der gute Mann erschrak, ging nach Borsum zurück und erzählte alles im Dorf. So mussten nun die Borsumer für ihr gut gemeintes Vorhaben den Schaden und den Spott ertragen.

Wer das nicht glauben will, gehe in das genannte Dorf und frage danach. Sie werden ihm gründliche Auskunft erteilen oder was aufs Maul geben, wenn er sich nicht schnellstens entfernt.

Knecht und megt,
die alles bewaschen,
Hund, die nichts können,
denn benaschen,
Katzen, die keine
meuß wolln greiffen,
Hennen welch ir eyer verschleiffen,
Ein sauw, die ire jungen frisst,
Ein Kuh, die nimmerzmelken ist,
Ein grindig schaff und ohne woll,
Ein Pferd, das stätig isst und toll,
Und esel, die keinen
sack wölln tragen,
Wer die verschenkt,
danck zu erjagen,
Wirt den haben in allen stuck,
Wie der von Borsum Habakuk.