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Sagen und Geschichten

Die Ostereier des Lehrers

Seit altersher waren 35 Familien in Burgstemmen verpflichtet, ihrem Lehrer zu Ostern 188 Eier abzuliefern. Diese Abgabe ruhte auf den Häusern und war nicht von der Anzahl schulpflichtiger Kinder abhängig. Jeder Vollspännerhof hatte 12 Eier, der Großkötner 6 Eier, der Kötner 5 Eier, der Bödener 2 1/2 Eier und der Brinkbesitzer 1 1/2 Eier dem Lehrer zu überbringen. Diese Eierabgabe bildete einen Bestandteil der Lehrervergütung.

Erst 1874 erlaubte es das Gesetz, diese Naturalablieferung durch eine Geldzahlung abzulösen. Der Schulvorstand trachtete sofort danach, dieses Relikt früherer Zeit abzuschaffen. Der Kaufpreis von 20 Silbergroschen je Schock Eier (60 Stück) wurde festgestellt und der 25fache Jahresbetrag als Ablösungssumme angesetzt. Da man noch doppelte Währung hatte, betrug die Ablösungssumme 210 Mark oder 70 Reichstaler. Jeder Betroffene hatte demnach für ein Ei eine Mark und zwölf Pfenning oder elf Silbergroschen und zwei Pfenning zu zahlen.

Am 10. September 1875 unterzeichneten Ortsvorsteher Ernst Rühmekorf und Lehrer Leopold Menge als Bevollmächtigte des Schulvorstandes den Vertrag. Zu Ostern 1876 mußte Lehrer Leopold Menge seine Ostereier selbst kaufen.

aus: Kirsch, Karl; Burgstemmen - ein Dorf im Leinetal; S.200; Doblerdruck, Alfeld Leine; 1996