Inhalt

Fürsorge / Hildesheim

Fürsorge / Hildesheim
Wallstraße
Hildesheim


Allgemeine Informationen

Hildesheim erinnert sich auf vielfache Art und Weise an ihren Bürgermeister Henni Arneken, der im 16. Jahrhundert in der Domstadt wirkte: beispielsweise sein Epitaphium in der Andreaskirche oder seine Bilder am Knochenhaueramtshaus und im Rathaussaal verweisen auf ihn. Darüber hinaus ist im Stadtzentrum seit 1865 ein Straßenzug nach ihm benannt, die sogenannte Arnekenstraße. Arneken gründete zu Beginn der 1590er Jahre ein nach ihm benanntes Hospital, für das er bei Privatpersonen, aber auch bei der Regierung die nötigen Mittel eintreiben konnte. Das Hospital lag an der Westseite der Almsstraße, welche bis hinein in die heutige Arnekenstraße reichte; dort wurde Hilfebedürftigen der Einlass in der Almsstraße 7 gegeben.

Unweit der Arnekenstraße steht in der Wallstraße zudem seit 1980 die Bronzeplastik Fürsorge. Entstanden ist die Plastik durch die Hand von Knud Knudsen, einem Bildhauer, Schriftsteller und Graphiker des 20. Jahrhundert. Er modellierte zum Beispiel neben der Fürsorge auch Büsten von John F. Kennedy, Theodor Heuss, Gerhart Hauptmann und Max Planck. Seine Hildesheimer Plastik zeigt jedoch nicht den Bürgermeister Henni Arneken, sondern eine Frau, welche ihre Arme um die Schultern eines sich an sie schmiegenden Kindes legt; ihren Blick richtet sie in die Richtung des nicht mehr existierenden Arnekenhospitals – in die Ferne. Dabei beschützt die Frau das Kind, was durch den Wurf ihres Mantels weitere Geltung erfährt. Die Bronzefiguren zeichnen sich grundsätzlich durch ihre Schlichtheit aus, indem Details ausgespart sind und sie dadurch anonym bleiben. Frau und Kind stellen demnach nicht sich selbst, sondern die Gestik der Umarmung dar. Der Bildhauer Knudsen gestaltet die Fürsorge hier als eine Allegorie, indem er dem abstrakten Begriff, Gestalt in Form der Gestik der beiden Figuren gibt. Auf dem Sockel der 2,70m hohen Bronzeplastik wird die Skulptur jedoch in Bezug zu Henni Arneken gestellt, indem folgende Inschrift zu lesen ist: „FÜRSORGE. Zur Erinnerung an die Fürsorge des Bürgermeisters Henni Arneken (1539-1602) für Arme und Kranke stiftete die ALTE LEIPZIGER Versicherungsgruppe 1979 diese Bronze von Knud Knudsen.“ Sie scheint uns sagen zu wollen: ebenso wie die Frau schützend ihre Arme um das Kind hält, hat Henni Arneken den Hildesheimer Hilfsbedürftigen Schutz und Pflege geboten. Dass gerade eine Versicherungsgruppe diese Thematik künstlerisch von Knudsen gestalten lässt, liegt auf der Hand.

Text: Myriam Naumann / © Kulturbüro Landkreis Hildesheim