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Ehrenmal auf dem Marienfriedhof / Hildesheim

Ehrenmal auf dem Marienfriedhof / Hildesheim
Butterborn
31134 Hildesheim


Allgemeine Informationen

Vier Steintafeln des Kriegerdenkmals vom Hohen Wall liegen zu Fuß eines steinernen, schmucklosen Hochkreuzes auf dem Marienfriedhof. Am besten zu finden ist dieses Ehrenmal, wenn man den Friedhof über den Zugang an der Lüntzelstraße betritt. Das Kriegerdenkmal des Infanterie-Regiments 79 für die im Krieg 1870/71 Gefallenen auf dem Hagentorwall war 1945 bei Bombenangriffen schwer beschädigt worden; die Bronzeteile waren bereits 1943 als „Metallspende“ abmontiert worden. Anfang 1957 wurde die Ruine abgebrochen, die Gedenktafeln liegen seit 1963 auf dem Marienfriedhof.

„Mit Gott für König und Vaterland – den im siegreichen Kampfe gegen Frankreich 1870-1871 gebliebenen Helden des 3. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 79 und der Stadt Hildesheim in dankbarer Erinnerung gewidmet von dem Offizier-Corps des Regiments und den Bewohnern der Stadt“, steht auf der linken Sandsteintafel. Die Aufschriften der drei anderen Tafeln sind, seit der Einweihung im Jahr 1963 der Witterung ausgesetzt, heute unlesbar. Dort stehen Namen, geordnet nach Bataillonen - Erstes, Zweites und Füsilierbataillon sowie nach militärischem Rang - Offiziere, Unteroffiziere, Musketiere.

Das Hochkreuz, das hinter den Platten steht, ist das Gründungskreuz des Marienfriedhofs aus dem Jahr 1834. Die Zustimmung der 79er zu diesem vollkommen unmilitärischen Standort zeugt eher von Resignation als von Einsicht: Das Denkmal am Hohen Wall sollte schon von weitem gesehen werden und die Botschaft des triumphalen Sieges weit ins Land tragen. Das Denkmal ist Objekt und Ausdruck von Transformationen. Als Objekt konnte es nur durch die Transformation vom triumphalen Monument zur bescheidenen Grabstätte fortbestehen. Eine Rekonstruktion des zerstörten Denkmals wäre nach dem Ersten Weltkrieg noch als Trotzbekundung möglich gewesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schied auch dieses Motiv aus. Folgerichtig wurde der angeregte Wiederaufbau gar nicht erst erwogen.

Individuelle Motive wie Trost, Trauer oder Tragikempfinden spielten neunzig Jahre nach der ursprünglichen Denkmalstiftung keine Rolle mehr. Die 79er-Veteranen des Ersten Weltkriegs fühlten sich allerdings noch ihrer Tradition verpflichtet und sahen sich noch als Hüter des 1874 übergebenen Testaments. Es wurde in zeitgemäßer Aktualisierung dem Denkmal beigegeben.

Quelle: Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim. Geschichte, Funktionen und Formen. Mit einem Katalog der Denkmäler für Kriegstote des 19. und 20. Jahrhunderts. Hildesheim 2006