Geschichte
Geschichtliches
Wohlenhausen liegt auf 203 m Höhe am westlichen Rand des Ambergaus zwischen den Hügeln des Meineberges und Heberges. Obwohl nur wenige Kilometer von den Nachbarorten Bornum und Königsdahlum entfernt, hat die etwas isolierte Lage dieses Ortes inmitten von Wäldern vermutlich dazu geführt, dass er sich auch über Jahrhunderte nicht entscheidend verändert und zumindest äußerlich das Erscheinungsbild eines Bauerndorfes nicht verloren hat.
In seiner Vergangenheit hat dieser Ort nicht viel von sich reden gemacht. Erste urkundliche Erwähnung findet er 1131 unter der Bezeichnung Waldenhusen, was nichts Anderes als „Haus im Walde“ bedeutet und durch seine Nähe zu mehreren Waldgebieten, die den Ort fast gänzlich umschließen, zu erklären ist.
Die frühesten Ansiedlungen entwickelten sich hier vermutlich im 7. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gründeten sich mit Wohlenhausen sechs weitere „hausen“ – Dörfer, die bis auf Ortshausen und Wohlenhausen später wüst fielen oder ihren Namen wie der Ort Holzhausen (in das heutige Bodenstein) änderten.
1154 bescheinigt der Hildesheimer Bischof Bruno dem Kloster Riechenberg (bei Goslar) Güter in Wohlenhausen, die drei Jahre später von Kaiser Friedrich Barbarossa bestätigt werden.
Doch schon 1162 befindet sich das gesamte Dorf im Besitz des Klosters Lamspringe, das im ersten Drittel des 13. Jh. einen Gutshof in Wohlenhausen einrichtet und den Bauern damit Land und Lebensgrundlage nimmt. Ob neben dem Klosterhof noch Bauernstellen bestehen blieben, ist nicht bekannt. Sicher ist allerdings, dass viele Bauern das Dorf verlassen mussten, sodass Wohlenhausen mit 10 weiteren Ortschaften im Ambergau wüst fiel und in mittelalterlichen Urkunden nicht mehr erwähnt wird.
Erst rund 200 Jahre später entsteht der Ort neu, wobei diese Neugründung vermutlich etwas höher liegt, als das ursprüngliche Dorf. 1570 besitzt das Kloster Lamspringe auf der ehemaligen Wüstung einen „kothof mit ackern, dazu noch 36 morgen“, 1574 sind bereits wieder sechs Meierhöfe (Großbauern) und drei Kothsasshöfe (Mittel- bis Kleinbauern) verzeichnet. Die Wiederentwicklung Wohlenhausens und die Ausweitung des Kulturlandes durch Rodung wird jedoch zwischen 1618 und 1648 durch die Auseinandersetzungen und Plünderungen während des Dreißigjährigen Krieges unterbrochen. Zum Ende des Krieges existieren nur noch sechs bewirtschaftete Höfe und obwohl der Ort in der Folgezeit wieder langsam wächst, gibt es Mitte des 18.Jh. nur 13 Anwesen mit insgesamt nur 13 ha mehr Land als vorher.
Bis zu Beginn des 20.Jh. kann man 20 bewohnte Stellen in Wohlenhausen zählen und mit der Inbetriebnahme nahegelegener Kalischächte erhöht sich diese Zahl des ursprünglich reinen Bauerndorfes durch den Zuzug der dort beschäftigten Arbeiter auf 27 Anwesen. Nach der Schließung der Schachtanlage bleiben die Beschäftigten dort wohnen, sodass sich die Einwohnerzahl nicht entscheidend ändert.
Erst 2002 wird Wohlenhausen in das Niedersächsische Dorferneuerungsprogramm aufgenommen und verfügt seitdem über eine modernisierte Kanalisation und ein saniertes Wassernetz. Durch erneuerte Dorfstraßen und Gehwege präsentiert sich Wohlenhausen als schöner und gepflegter Ort. Die Mehrzahl der Dorfbewohner sprechen sich jedoch gegen eine Öffnung des landschaftlich so schön und ruhig gelegenen Ortes für Feriengäste und eine bauliche Erweiterung und den damit einhergehenden Zuzug neuer Familien aus.
So ist Wohlenhausen in seiner Grundstruktur bis in die Gegenwart ein sehr kleiner Ort geblieben, dessen landwirtschaftlichen Betriebe weitestgehend stillgelegt wurden. Heute existieren neben drei Nebenerwerbsbetrieben nur noch zwei landwirtschaftliche Schweinemast- bzw. Milchvieh-Vollerwerbsbetriebe. Die wenigen Handwerksbetriebe (Tischler, Schlachter, Schuster, Schneiderei und eine Käserei) haben längst aufgegeben, das einzige Lebensmittelgeschäft wurde 1977 geschlossen.
Heute leben in diesem abgeschiedenen und auf 203 Metern Höhe idyllisch gelegenen Dorf etwa 80 Einwohner. Bei der Gestaltung ihres Dorfwappens haben sie sich für Merkmale entschieden, die sowohl die Dorfgeschichte als auch die Gegenwart treffend abbilden. Das Wappen zeigt ein weißgraues springendes Lamm auf grünem Grund, das sich analog auch im Wappen Lamspringes befindet und mit dem man sich an die frühere Zugehörigkeit und Bindung an das Kloster Lamspringe erinnert. Hinter dem Lamm liegt ein in Gold gehaltener Baum, mit dem sich die Wohlenhäuser auf die schöne und waldreiche Umgebung ihres Ortes beziehen.
Seit 1974 gehört Wohlenhausen als kleinster Ortsteil zur Stadtgemeinde Bockenem, dessen gut 5 Km entfernt liegende Verwaltungszentrum Bockenem man über die Glashütter Straße, über Bornum und von dort über die B 243 erreicht. Ein Autobahnanschluss zur A7 Richtung Hamburg/Kassel liegt nur drei Kilometer entfernt. Wollen die Wohlenhäuser ihren Ort verlassen, sind sie auf ein Auto angewiesen. Darüber hinaus besteht lediglich eine Busverbindung an Schultagen, die damit den Transport der Schüler zu den Schulen der Umgebung gewehrleistet.
Historische Baulichkeiten
Johannes-Bugenhagen-Kapelle
Zu finden: Glashütter Str. 21
Die kleine Kapelle Wohlenhausens stellt eine baugeschichtliche Besonderheit dar. Das Fachwerkgebäude, das im frühen 19. Jahrhundert errichtet wurde und mit einem markanten Dachreiter ausgestattet ist, war und ist ein Wohngebäude, in dem aber auf der östlichen Giebelseite zunächst ein Schulraum untergebracht war, der heute als Kapelle genutzt wird.
Trüge das Dach des Fachwerkhauses an der Glashütter Str. 21 nicht mittig einen spitzen, mit Kreuz, Windfahne und Knauf verzierten Turm, würde man es nicht für eine Kirche halten. Das 1820 erbaute Gebäude hat zwei zur Straße liegende Eingänge, von denen der linke in die Dorfkapelle führt und der zweite zur ersten Dorfschule im rechten Teil des Hauses gehörte.
Bis zum Jahre 1746 mussten die Wohlenhäuser einen vier Kilometer langen Weg durch den Wald nach Rhüden zurücklegen, wenn sie einen Gottesdienst besuchen wollten. Dieser war auch der Schulweg für die Kinder des Dorfes, denn auch eine Schule gab es in Wohlenhausen nicht. Nun richtete man einen Bet- und Schulraum im Ort ein, der 1820 schließlich durch diesen Kapellenbau ersetzt wurde.
Die kleine Kirche im östlichen Gebäudeteil hat nur 36 Sitzplätze. Ungewöhnlich ist die für Kirchen unübliche Nord-Südausrichtung des Kirchenraumes. Im Rahmen einer Renovierung in den Jahren 1960/61 erhielt er eine neue Inneneinrichtung mit aus Holz gefertigtem Altar, Taufbecken und Kanzelpult. Der Kronleuchter im Altarraum stammt aus dem Jahre 1894, die nach Osten gehenden Sprossenfenster sind mit alten Bleiglasscheiben versehen. 1978 legte man den Spruch Ehre sei Gott in der Höhe über dem Altarbild wieder frei. Das Bild stammt aus dem Jahre 1731 und zeigt den gekreuzigten Christus, seine Mutter Maria und seinen Lieblingsjünger Johannes.
1979 erweiterte man die Empore und baute dort eine Orgel ein.
Im bereits erwähnten Kirchturm hängt eine kleine Bronzeglocke aus dem Jahre 1777, die nach Norden schauende Turmuhr ist ein Werk der Bockenemer Turmuhrenfabrik Weule.
Den Namen "Johannes-Bugenhagen-Kapelle" trägt das kleine bis dahin namenlose Gotteshaus erst seit 1995. Damit erinnert die Wohlenhauser Gemeinde an den Reformator, der am 19.Oktober 1542 an der Spitze einer Kommission die Stadt Bockenem besuchte und im Ambergau den neuen evangelisch-lutherischen Glauben einführte.
Im größeren Teil des Hauses auf der westliche Seite befand sich die erste Dorfschule mit einer kleinen Lehrerwohnung und einem Klassenraum, der infolge wachsender Schülerzahlen später durch einen Anbau vergrößert wurde. Seit der endgültigen Schließung der Schule im Jahre 1961 wird der rechte Teil des Kapellen-und Schulgebäudes als privates Wohnhaus genutzt.