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Geschichte


Geschichtliches

Nette liegt im nördlichen Ambergau am Fuße des Weinbergs, direkt an der Bundesstraße 243. Dadurch können die Einwohner Nettes sowohl Hildesheim als auch den Gemeindemittelpunkt Bockenem und die nahe gelegene Autobahn 7 schnell erreichen. Seit 1974 gehört Nette mit 16 weiteren Orten zur Stadt Bockenem. Im Ort leben heute gut 400 Menschen.

Von der frühen Geschichte Nettes ist nicht viel bekannt. 1234 fällt der Name Nette, auch bekannt in der Schreibweise Netthe, im Zusammenhang mit einer Urkunde vom 26.Oktober dieses Jahres, in der der Geistliche Conimundus von Nette und ein Walter von Nette als Zeugen genannt werden. Ihre Besitztümer in Nette, die 1448 unter dem Namen „Worth“ bekannt sind, umfassen einen Meierhof und sechs Kotsassenhöfe. Darüber hinaus besitzt das Adelsgeschlecht „von Nette“ seit 1404 den Junkernhof in Bockenem und verpfändet Bischof Magnus von Hildesheim 1446 den Wohldenberg. Im Wappen ihres Ortes beziehen die Netter sich auf Balduin von Nette, dessen Lebensdaten zwar nicht genau bekannt sind, der aber zu den Wohltätern des Klosters Lamspringe zählte. Als letzter Vertreter der von Nettes gilt Ludolf von Nette. Da er und seine Frau Hilda von Steinberg eine Tochter, aber keine männlichen Nachkommen haben, erlischt dieses Adelsgeschlecht mit seinem Tod im Jahre 1520. Durch Heirat der Tochter Magdalena gehen die Besitztümer zunächst an Johann Rehbock und später an die Grafen von Wrisberg. Adrian von Wrisberg lebt bis zu seinem Tode im Jahre 1620 auf einem Gutshof in Nette.

Das Wappen zeigt auf der rechten Hälfte zwei ausgebreitet Adlerflügel auf rotem Grund nach dem Siegel Balduins, die uns auch im Wappen über dem Kirchenportal wiederbegegnen werden. Auf der linken Seite ist eine Knorpel- oder Ringelbuche auf goldenem Grund dargestellt, die in Nette auch den Namen „Faltinbuche“ trägt und über die an anderer Stelle noch mehr erzählt wird.

Erwähnung in der Geschichte von Nette findet außerdem die begüterte Adelsfamilie von Linde, die als Lehnsträger des Stifts Hildesheim einen Sattelhof mit zugehörigem Schafshof besaß. Von diesen Höfen ist bis heute jedoch nichts erhalten geblieben.

Vermutungen, dass der Ort nach dem gleichnamigen und den Ambergau durchfließenden Fluss Nette benannt ist, sind nicht belegt.


Historische Baulichkeiten

Dreifaltigkeitskirche

Zu finden: Spittaweg 5

Da bereits 1295 ein Pfarrer in Nette erwähnt wird, kann man davon ausgehen, dass es auch zu dieser Zeit schon einen Kirche in Nette gegeben hat. Das Patronat der Netter Kirche lag noch zur Zeit der Reformation in den Händen der Familie von Linde und kam später über die Herren von Nette an die Freiherren von Wrisberg. Die alte Kirche war, so wie der bis heute erhaltene Turm aus dem Jahre 1576, nur 6 m breit. Ihr Eingang lag im Westgiebel und führte durch den Turm. Dieses bogenförmige Portal ist im Turm noch heute zu erkennen. Ein weiterer noch sichtbarer Eingang in der Südseite des Turms führte hinauf zur Orgelempore. An wen die kleine Steinplatte im Mauerwerk neben der Tür zum Turm erinnern soll, ist heute wegen starker Verwitterung leider nicht mehr zu erkennen.

Als die Kirche 1731 wegen Baufälligkeit einzustürzen drohte, liess Christoph Freiherr von Wrisberg sie mit Ausnahme des Turms abreissen und durch die bis heute erhaltene Kirche ersetzen. Dabei wurde das neue Kirchenschiff zwei Meter höher gelegt, was noch am alten und deutlich niedriger gelegenen Eingang an der Westseite zu erkennen ist.

Über den richtigen Namen der Kirche war man sich unter den Netter Pastoren scheinbar nicht immer einig. Während der Vorgängerbau der heutigen Kirche bekanntermaßen den Aposteln Petrus und Paulus geweiht war, ist die jetztige eine Trinitatiskirche (lat. für Dreifaltigkeit). Nach Informationen von F.Günther waren sowohl die alte als auch die neue Kirche den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Die Angaben...daß der jetzige Bau Dreifaltigkeitskirche heiße, beruht nach gefälliger Mitteilung des Pastors Bierwerth (in Nette 1836-1886) auf einer irrigen Angabe in der dem Königl.Konsistorium eingelieferten "Beschreibung". Er ist nur am Trinitatisfeste eingeweiht, führt aber den Namen der alten Kirche." (aus. Günther, Der Ambergau, Verlag Carl Meyer, Hannover 1887). Deshalb  liess nach Angaben des langjährigen Pastors Horst Dietrich Schlemm, Pastor Spitta  (dieser in Nette 1886-1899) den Namen amtlich ändern...und innen links und rechts der Tür Gipsfiguren von Petrus und Paulus anbringen. (Diese als wertlos erachteten Gipsbüsten wurden im Rahmen einer Renovierung 1935 entfernt und über ihren Verbleib gibt es heute keine Informationen.) Schlemm (in Nette 1961-1974) war aber dagegen der Ansicht, dass die Figuren oder Bilder derer, denen die Kirche geweiht ist sich niemals neben der Tür befinden, sondern immer am Altar, wie z.B. auch in Upstedt Petrus und Paulus in der Upstedter Peter- und Paulskirche. Oben auf dem Netter Altar aber lesen wir: Tri uni D.D., das heißt dem dreieinigen Gott, dem Herrn. Eindeutiger geht es nicht! Die Aufdeckung des Irrtums ist wohl dem Kantor Otto Michaelis zu verdanken, der in der Kriegszeit auch Kirchenbuchführer war und dort "die Wahrheit" von 1732 entdeckte.   

Seit 1731/32 betritt man die Kirche über den Eingang in der Mitte des Kirchenschiffs. Über dem Portal befindet sich außen das in Sandstein gefertigte Wappen der von Wrisbergs mit der Jahreszahl ihrer Fertigstellung und dem Namen des Kirchenerbauers. Man erkennt im Wappen neben dem Wappentier der von Wrisbergs, einem auf einem Hügel sitzenden Fasan, oben die zwei Adlerschwingen des Familienwappens des Letzten der Familie von Nette, Ludolf von Nette. Dessen einzige Tochter heiratete Johann Rehbock, dessen Zeichen in Form von zwei Rehböcken ebenfalls gut zu erkennen sind. Eine Tochter aus dieser Ehe hatte 1535 Ernst von Wrisberg geheiratet , womit die Güter des alten Netter Adelsgeschlechts auf ihn übergingen. Als Kaiser Karl VI. Christoph von Wrisberg samt seiner Erben 1712 in den Stand der Freiherren erhob, machte er diesem daher zur Auflage, dass er nun bei der Gestaltung seines Wappens auch die Wappentiere des alten Geschlechts derer von Nette mit aufnahm.

Innen über dem Eingangsportal befindet sich die Darstellung der "Madonna della Sedia" (Galleria Palatina, Florenz) als Wandgemälde. Über dem  Mittelschiff hängt ein Bronzekronleuchter, der ein Geschenk des ehemaligen Gemeindevorstehers Fr.Wille ist.

Das Altarbild im Ostchor stellt die Heilige Nacht dar. Das Gemälde, dessen Künstler nicht bekannt ist, wird als seltenes, fast einmaliges Kunstwerk eingestuft. Musizierende Engel mit für die Barockzeit üblichen Instrumenten verkünden aus der himmlischen Helle heraus den furchtsamen Hirten in der Dunkelheit des nächtlichen Feldes die Geburt Christi. Stall und Krippe sind klein und hell erleuchtet am linken unteren Bildrand dargestellt. In der Altarinschrift nach dem Text aus der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas sind einige Buchstaben groß hervorgehoben. Sie ergeben so als römische Zahlen in dieser Reihenfolge das Jahr (1732) des Neubaus der Kirche.

Das hölzerne Kruzifix auf dem Altartisch ist eine wertvolle Schnitzarbeit und ein Geschenk der Gräfin Maria von Schwicheldt aus Söder.   

Im Altarraum rechts befinden sich die über eine kleine Treppe zu erreichende Kanzel mit Schalldeckel und ein Taufstein aus dem Jahre 1733, auf dessen Deckel eine farbig gestaltete Chistusfigur steht.

Links vom Altar fallen vor der Nordwand des Chores sogenannte Herrensitze auf, Sitze in zwei Reihen mit Rück- und Seitenlehnen und 11 bzw. 9 Klappbänken, die in der Vergangenheit der Kirche vermutlich besonders angesehenen männlichen Kirchenbesuchern vorbehalten waren. In einer genauen Beschreibung des Kircheninnenraums durch Pastor Horst Dietrich Schlemm nach einer Chronik der Kirche zu Nette (entstanden vermutlich zwischen 1904 und 1934) erfahren wir darüber hinaus auch, dass die Kirchenbänke im Kirchenschiff streng getrennt von Männern und Frauen benutzt wurden, denn hier heißt es: Im Schiffe der Kirche befinden sich zwei Reihen Bänke, wovon 18 Frauen- und 4 Männerstände sind.

Bemerkenswert ist außerdem das Gestühl unter der Westempore aus dem Jahre 1663. Es handelt sich hierbei um die Södersche Prieche mit vier festen- und drei Klappbänken, die Sitzplätze für die Angehörigen der Grafenfamilie von Schwicheldt aus Söder boten, in der alten Kirche vermutlich einen Platz an andere Stelle hatte und in die neue Kirche übernommen wurde. Diese Prieche ist mit Brüstungsfüllungen verziert, die abwechselnd rundbogig und rechteckig gestaltet sind. Die vier rechteckigen enthalten Landschaftsdarstellungen, die drei rundbogigen und deutlich größeren zeigen die Begegnung von Petrus und Malchus, die Geißelung und die Kreuztragung Christi.

Graf Curt von Schwicheldt stiftete die beiden einzigen farbigen Fenster der Kirche im Ostchor anlässlich des Geburtstages seiner Tochter Sigrid am 11.Juni 1904.

Die West- und Nordemporen der Kirche werden durch vier Holzpfeiler getragen. Auf der Westempore steht die Orgel aus der Werkstatt Wilhelm Glogers, der sich 1735 in der Kirche trauen liess.

Zwei Glocken der Firma Weule aus Bockenem aus dem Jahre 1917 wurden 1982 durch neue Glocken ersetzt. Die größere der beiden alten Glocken steht heute auf dem Buchholzmarkt in Bockenem am Turmuhrenmuseum, die Kleine vor dem Pfarrhaus und dem Ludwig-Spitta-Haus in Nette.

In die Außenmauer der Kirche ist zwischen den beiden Ostfenstern eine Sandsteinplatte eingelassen, auf der unten die Jahreszahl des Neubaus in römischen Ziffern zu erkennen ist. Unter der Inschrift GLORIA IN EXELSIS DEO ET IN TERRA PAX HOMINIBUS (Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erde den Menschen) folgt der Name Justus Andreas Henckel, der von 1717 bis 1731 Pastor in Nette war. Darunter werden ebenfalls namentlich der Küster/Lehrer (lat.AEDITUUS) sowie zwei ALTARISTEN genannt, die in Stellvertreterposition dem Pastor bei der Feier des Gottesdienstes am Altar zur Hand gingen, jedoch keine seelsorgerischen Tätigkeiten wahrnehmen konnten. Ihr Amt ist vermutlich mit dem des heutigen Kirchenvorstehers zu vergleichen.

Bei dem am Fuße der Ostwand der Kirche aufgestellten Stein handelt es sich um den Grabstein des 1888 in Nette verstorbenen Pastors Bierwerth. Sein Grab lag ursprünglich auf dem heute nicht mehr existierenden zweiten Friedhof am Nordrand des Dorfes. Der Grabstein wurde erst nach dessen Auflösung 1966/67 hierher gebracht, leider ohne das verlorengegangene und ehemals dazu gehörende Steinkreuz. Darüber hinaus sind zwei weitere Grabmale auf der Ost- und Nordseite der Kirche erhalten geblieben, die noch an die Zeit erinnern, als die Verstorbenen in Nette auf dem Kirchhof beerdigt wurden. Heute bestatten die Netter ihre Verstorbenen auf dem Friedhof am Lönsweg, der Straße, die von Nette nach Henneckenrode führt.

Für die Region bis heute einzigartig ist das regelmäßige Angebot einer Gottesdienstreihe in den Sommermonaten Juni, Juli und August unter freiem Himmel auf dem Weinberg. Diese 1972 von Horst Dietrich Schlemm ins Leben gerufenen Waldgottesdienste erfreuen sich großer Beliebtheit und wurden in den letzten Jahren um einen Gottesdienst am Himmelfahrtstag erweitert. Sie finden bei trockenen Witterungsverhältnissen sonntags im 14tägigen Rhytmus auf einer Lichtung im Wald oberhalb des Restaurants "Am Weinberg" statt und beginnen in der Regel am 1.Sonntag nach Trinitatis (14 Tage nach Pfingsten) jeweils um 11.30 h. Man erreicht den mit ausreichend Sitzmöglichkeiten ausgestatteten Platz über einen nördlich des Restaurants gelegenen und leicht ansteigenden Waldweg.

Die evangelische Kirchengemeinde von Nette gehört heute mit den Gemeinden in Hary und Upstedt zu einem Gemeindeverbund. Geöffnet ist die Netter Trinitatiskirche nur zu Gottesdienstzeiten oder auf Anfrage. Die Gottesdienstzeiten der Kirchengemeinden in den Dörfern des Ambergau können Sie unter https://www.kirchengemeindeverband-ambergau.de erfahren.

Pfarrhaus

Zu finden: Hildesheimer Straße 1a

Das schöne und große alte Fachwerk-Pfarrhaus von Nette steht unter Denkmalschutz. Es entstand im Jahre 1699, wurde danach aber einhundert Jahre später sowie in den Jahren 1824 und 1977 durch Restaurierungen und Umbauten verändert. Hier wohnte bis 1965 der Pfarrer des Ortes. Es wurde später verkauft und seit 2005 von seinem jetzigen Eigentümer privat genutzt.

Im Nordflügel des Gebäudes hat die Gemeindebücherei ihre Heimat. Darüber hinaus befindet sich in diesem Teil des Pfarrhauses ein kleiner Archivraum und ein vom Kirchenvorstand genutzter Raum.

Ludwig-Spitta-Haus

Zu finden: Hildesheimer Straße 1

Das Ludwig-Spitta-Haus, ein Backstein-Fachwerkhaus, ist das alte zum Pfarrhaus gehörende Wirtschafts- und Scheunengebäude aus dem Jahre 1855/56. Es wurde 1959 zum Dorfgemeindehaus umgebaut und trägt seitdem seinen Namen in Erinnerung an den von 1886 bis 1899 in Nette und Upstedt tätigen Pastors Ludwig Spitta.

Spitta war der Sohn des lutherischen Theologen und Kirchenliederdichters Carl Johann Philipp Spitta, dessen dichterischen Fähigkeiten sich offensichtlich auf seinen Sohn Ludwig übertragen hatten. Erhalten geblieben sind zahlreiche von Ludwig Spitta verfasste Kirchenvorstandsprotokolle und Visitationsberichte sowie Predigten, Gedichte und auch Romane. Für den Hildesheimer Raum ist sicher sein 1893 verfasster Roman "Meister Harmen" von Bedeutung, in dem er die Geschichte Harmen Kosters erzählt, des Glockengießermeisters der Gießerhütte Berwards bei St. Michael und damit Einblick in das kulturgeschichtliche Leben Hildesheims um 1500 gewährt. Noch bis heute sind Glocken dieses Glockengießers im Raum Hildesheim erhalten, unter ihnen auch eine der Glocken des benachbarten Groß Ilde.

Eine weiterer Umbau mit räumlicher Erweiterung erfolgte 1974 unter Pastor Horst-Dietrich Schlemm. Es beherbergt heute neben kirchlichen Gruppen den Kindergarten Nettes, den TTV Nette, den Bastelkreis und dient außerdem als Übungsraum für den Musikzug der FFW Nette.   


Spuren von historischen Produktionsstätten

Schmiede

Zu finden: Upstedter Straße 2

Genau genommen hat Nette noch zwei Schmieden, doch nur eine ist noch in Betrieb und kann auf Anfrage besichtigt werden. Aus Altersgründen arbeitet Robert Bosse heute nur nach Bedarf, daher gibt es keine festen Öffnungszeiten.