Geschichte
Geschichtliches
Mahlerten ist ein Dorf der Gemeinde Nordstemmen mit gut 600 Einwohnern. Es liegt an der Bundesstraße 1, der alten Reichsstraße 1, etwa zwölf Kilometer westlich von Hildesheim. Diese Bundesstraße entwickelte sich schon im Mittelalter zu einer bedeutenden Handels-, Heeres- und Poststraße, was für die Entwicklung des Ortes von großer Bedeutung war. Auch in Mahlerten hat es, wie in älteren Schriften nachzulesen ist, eine Pferdewechsel-Station gegeben und die Bauern des Ortes waren verpflichtet, für die Trosse hochherrschaftlicher Reisezüge Pferde und Gespannführer bereitzustellen. Doch dazu später an anderer Stelle mehr.
Funde aus der Bronzezeit (2000 – 1000 v.Chr.) wie z.B. eine Lanzenspitze sowie eine Streitaxt und eine Arbeitsaxt, die bei der Erschließung eines Baugebietes zutage gefördert wurden, weisen jedoch auf eine sehr viel frühere Besiedlung hin und sind heute im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim zu bewundern. Sieben Hügelgräber in der Gemarkung Mahlerten lassen gar auf eine Besiedlung um 4000 v.Chr. zurückschließen.
Erste schriftliche Erwähnung findet das Dorf im Jahre 1160 in einer Urkunde des Bischofs Hartbert von Hildesheim unter dem Namen Malertune, 1224 unter dem Namen Malerthe, 1284 unter Malerte oder Malerde. Die Deutung dieser Namen findet sich bis heute im Wappen des Ortes wieder, das Gustav Ullrich, ehemaliger Dorflehrer und Chronist in seinem heimatkundlichen Dorfbuch (G. Ullrich, Mahlerten - Ein heimatkundliches Dorfbuch, 1992) folgendermaßen erklärt:
Der erste Teil des Namens ist in allen Nennungen unverändert geblieben und weist auf das Vorhandensein eines Males hin, das den Bewohnern alter Siedlungen in hiesiger Gegend als geweihter Ort für Versammlungen und Gerichtszwecke diente. Die letzte Silbe unseres Dorfnamens ten ist die lautliche Vermalung von thun(e) und bedeutet Zaun, Umwehrung oder Umhegung. Solche Tun-Dörfer lagen und liegen entlang der Leine ... Mahlerten heißt demnach Mal am Zaun. Dementsprechend zeigt das Wappen einen Thiestein (Thie=Versammlungsort) auf blauem und darunter einen Zaun auf grünem Grund.
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© Verena Bloch
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Lange ist Mahlerten ein Ort des Handwerks und landwirtschaftlicher Betriebe gewesen, im Laufe des vergangenen Jahrhunderts haben sich dörfliches Handwerk, Handel und Landwirtschaft aber immer mehr reduziert. Mit der Erschließung eines Neubaugebietes nach dem 2. Weltkrieg ließen sich dort Betriebe der EDV- und Werbebranche nieder.
1974 wurde Mahlerten mit neun weiteren Orten zur Gemeinde Nordstemmen zusammengeschlossen.
Historische Baulichkeiten
St.-Bartholomäus Kirche
Zu finden: Leunisstraße
Die St.-Bartholomäus-Kirche in Mahlerten ist eine einschiffige, romanische Bruchsteinkirche aus dem 10./11. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind außergewöhnlich schöne Wandmalereien im Chor und in der Apsis erhalten geblieben. In der halbrunden Apsis ist die Darstellung des thronenden Christus zwischen Maria und Johannes dem Täufer zu sehen. Christus sitzt auf einem Thron mit Lilienblüten verzierter Rückenlehne und wird von einem mandelförmigen Heiligenschein umschlossen. Unterhalb der Christusdarstellung erkennt man die geflügelten Symbole der vier Evangelisten: eine menschliche Figur für Matthäus, den Stier für Lukas, einen Löwen für Markus und einen Adler für den Evangelisten Johannes. Auf einem Arkadenfries sind darüber hinaus sechs weitere Apostelfiguren dargestellt.
Über einen großen Zeitraum waren diese Malereien von Putz bedeckt oder übertüncht. Aus den Kirchenbüchern geht hervor, dass sie im Zusammenhang mit Malerarbeiten zum Vorschein kamen.
So heißt es in den Niederschriften des damaligen Pastors Röhrssen: Als die Kalktünche von den Wänden das Chorraumes abgekratzt wurde, kamen Überreste alter Malerei zum Vorschein … (Sie) konnten aufgefrischt und wiederhergestellt werden. Auch im Jahre 1959 wurden intensive Renovierungsarbeiten vorgenommen. Erst zwei Jahre zuvor war die Ofenheizung durch eine elektrische Heizung ersetzt worden und nun konnten die durch die Heizungsluft der alten Heizung verschmutzten Fresken vom Ruß befreit, gereinigt und konserviert werden. Seitdem wird die Apsismalerei außerdem durch eigene Strahler beleuchtet.
Ihre heutige Orgel erhielt die St.-Bartholomäus-Kirche im Jahre 1883. Informationen zum Instrument bekommt man hier.
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© Kulturatlas Mahlerten
Kantor- und Lehrerhaus
Zu finden: Leunisstraße 4, neben der Kirche
Das Kantorhaus wurde im Jahre 1799 errichtet und steht ebenso wie Kirche, Schulhaus und Hirten- bzw. Armenhaus in der direkten Nachbarschaft unter Denkmalschutz. In diesem heute mit grauen Platten verkleideten Gebäude befanden sich die Wohnräume des Kantors. Da zu den Aufgaben des Kantors auch der Unterricht der Dorfkinder gehörte, wurde die zunächst 25 Kinder umfassende Kinderschar im 16 Quadratmeter großen Südwestzimmer seiner Wohnung von ihm betreut. Doch mit wachsenden Schülerzahlen wurde ein größerer Unterrichtsraum und somit ein Anbau an der Nordseite des Lehrerhauses notwendig und der Unterricht in diesen nun 24 Quadratmeter großen Raum verlegt.
Alte Schule
Zu finden: Leunisstraße, nördlich des Anbaus des Lehrerhauses
Das erste als Dorfschule zu bezeichnende rote Ziegelgebäude neben der Kirche stammt aus dem Jahr 1860. Da die Schülerzahlen bis zu diesem Jahr auf 37 Jungen und 36 Mädchen angestiegen war, entschloss man sich in Mahlerten zu einem Anbau an den westlichen Giebel des Lehrerhauses. In diesem neu entstandenen Raum wurden die Schüler des Ortes bis zum Bau eines neuen Schulgebäudes, der Leunisschule im Jahre 1955, unterrichtet.
Hirtenhaus/Armenhaus
Zu finden: Leunisstraße 5
Über das Armenhaus von Mahlerten, dessen Türbalken verrät, dass es im Jahre 1797 entstand, wird berichtet, dass jeder Armenhäusler … seinen Tisch in der Ecke der Stube stehen hatte. Es waren ihrer manchmal vier, mehr durften es aber nicht sein. Gab es Streit um die Aufteilung des Raumes, wurden Kreidestriche gezogen, die zu respektieren waren. Machten sich Bosheit und Schikane breit, konnte jeder in seine Kammer gehen, wo alle gute Habe im Strohsack versteckt war. Miete zahlten die Armenhäusler nicht, da manche wohltuende Hand aus dem Dorfe ihnen etwas zukommen ließ, … aber dieses Zusammenwohnen, dieser Kreidestrich in der Stube war würdelos.
Wohn- und Wirtschaftsgebäude eines alten Meierhofes
Zu finden: Leunisstraße/An der Trift
Ebenfalls in nächster Nähe zur Kirche stehen noch heute die unter Denkmalschutz stehenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude eines alten Meierhofes. Der hintere Gebäudeteil, mit der heutigen Adresse An der Trift ist nachweislich schon vor dem Dreißigjährigen Krieg entstanden, wie aus den Grundmauern des Hauses und seinem noch bis heute erhalten gebliebenen Keller mit Tonnengewölbe zu erkennen ist.
Der vordere Gebäudeteil an der Leunisstraße wurde erst später angebaut und stammt aus dem Jahre 1787. Erst nach Fertigstellung dieses Traktes widmete man den älteren Teil zum Pferdestall um. Die Futtertröge im Untergeschoss zeigen die Jahreszahl 1822. Die Zimmer im Obergeschoss waren Wohn- bzw. Schlafräume, die möglicherweise den Kutschern zur Verfügung standen.
Beide Gebäudeteile werden heute privat genutzt. Der ehemaligen Pferdestall wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und ist im Besitz des spanischen Bildhauers Donato Diez.
Landarbeiterhäuser
Zu finden: An der Trift
Folgt man der Straße An der Trift weiter, so gelangt man nach wenige Schritten zu ehemaligen Landarbeiterhäusern auf der linken Straßenseite, zu erkennen an je einem Eingang an den Giebeln und einem weiteren Wohnhaus auf der gegenüber liegenden Seite mit drei Eingängen und je einem eigenen Schuppen und einer außen liegenden Toilette. Diese Landarbeiterhäuser bzw. -wohnungen gehörten ebenfalls ursprünglich zu einem Mahlertener Meierhof.
Wedekin-Hof
Zu finden: Hildesheimer Straße (Bundesstraße 1)/Mahlerter Straße am Abzweig in Richtung Nordstemmen
Am Abzweig von Mahlerten nach Nordstemmen steht ein besonders stattliches Fachwerkhaus, die alte Pferdewechsel-Station von Mahlerten. In älteren Schriften wird von einer Posthalterei in Mahlerten berichtet, doch tatsächlich hat es in Mahlerten nie eine Poststation gegeben. An dieser Pferdewechsel-Station direkt an der Reichsstraße konnten Durchreisende jedoch ihre Kutschen mit frischen und ausgeruhten Gespannen versorgen, während Postkutschen nur in den nächsten Poststellen in Mehle oder Steuerwald mit Wechselgespannen ausgestattet wurden.
Dem heimatkundlichen Dorfbuch ist zu entnehmen, dass die Bereitstellung von Pferden und Gespannführern für die Trosse hochherrschaftlicher Reisezüge …für die Bauern des Ortes …eine nur ungern übernommene Verpflichtung darstellte. Die Vergütung konnte den Zeitverlust für die eigenen Höfe nicht wettmachen. Die Durchreise der Reisezüge gekrönter Häupter war außerdem mit großem Spektakel verbunden. Das Dorfbuch berichtet von einigen aktenkundigen Beispielen preußisch initiierter Reisen.
- mehr dazu ist zu lesen in Reisezüge durch Mahlerten (pdf), aus: Ullrich, Gustav, Mahlerten - Ein heimatkundliches Dorfbuch, S. 21
Mündich überliefert ist, dass die anmutige, warmherzige und für ihre bürgerliche Schlichtheit bekannte Königin Luise (1766 bis 1810) in der Mahlertener Pferdewechsel-Station übernachtet hat und nach Aussage der Familie Wedekin eine mit den Initialien der Königin verzierten Glasscheibe erst im 20. Jahrhundert durch Unvorsichtigkeit zu Bruch gegangen ist.
Spuren von historischen Produktionsstätten
Kornbrennerei Rühmekorf
Zu finden: Auf dem Hof Wittenberg in der Leunisstraße 2
Über 150 Jahre lang wurde in der Dampf-Kornbranntwein-Brennerei Korn gebrannt. Der Landwirt Johann Heinrich Rühmkorf hatte im Jahr 1818 die Linzenz zur Einrichtung einer Kornbrennerei erworben. Neben der Landwirtschaft trug die Brennerei wesentlich zur Vergrößerung des Hofbesitzes bei und der Betrieb blieb zeitlebens in Familienbesitz. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Dampfmaschine durch Elektromotoren ersetzt, die Maschine ist aber bis heute erhalten geblieben. Bis zum Jahr 1971 wurde etwa 1/5 des beinahe 100%en Rohprodukts im Betrieb selbst veredelt u.a. als Mahlerter Cabinet oder verschiedene Klare oder Liköre unter dem Werbeslogan Hast du Freude, Kummer, Zorn, trink stets Mahlerter Edelkorn angeboten. Die Veredelung und Vermarktung musste wegen zu hoher Betriebskosten eingestellt werden.
Der landwirtschaftliche Betrieb ist bis heute im Besitz der Familie. Der heutige Betreiber Jan Wittenberg produziert und vertreibt in seinem Bioland-Betrieb, der napus GmbH, wertvolle Speiseöle und Speisefette.
Waschhaus
Zu finden: Hildesheimer Straße/B1
Noch heute steht an der Hildesheimer Straße ein kleines Waschhaus (zu erkennen an dem Schild eines dort später ansässigen Elektobetriebes). Es war mit drei Waschmaschinen ausgerüstet und hier konnten die Mahlertener Bürger von 1957 -1964 an drei Tagen der Woche ihre Wäsche waschen lassen.