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Stadtansicht in der Fußgängerzone / Hildesheim

Stadtansicht in der Fußgängerzone / Hildesheim
Hoher Weg
31134 Hildesheim


Allgemeine Informationen

Neben dem Sgraffito eines Grundrisses des alten Hildesheimer Stadtkerns an der Außenmauer der Freiherr-von-Stein-Schule im Pfaffenstieg, können die Passanten nun auch in der Fußgängerzone einen Eindruck des historischen Hildesheims gewinnen. Der Rotary Club Hildesheim hat im Jahr 2006 aus Anlass seines 50jährigen Bestehens ein Modell der Stadt Hildesheim am Hohen Weg gestiftet:

Häuser, Kirchen, Dom, Gassen und Wege, umgeben von der schützenden Stadtmauer geben das Hildesheim des Jahres 1641 aus der Vogelperspektive in Miniaturgröße wieder. Die wehrhafte Ummauerung der Stadt mit der Errichtung trutziger Tore hatte Hildesheim damals dem mächtigen Bürgertum der vergangenen Jahrhunderte zu verdanken. Es erbaut auch um 1600 die reich geschnitzten Fachwerkhäuser wie zum Beispiel das Storrehaus (1598, heute Sitz der Sparkasse), das Syndikushaus am Hohen Weg (1608) oder das Altdeutsche Haus in der Osterstraße (ca. 1600). Doch die kommende erste Hälfte des 17. Jahrhunderts gebietet diesen Entwicklungen vorzeitig Einhalt, denn der erste gesamteuropäische Krieg – der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) wütet über Europa. Hinzu kommt eine Wirtschaftskatastrophe in Folge der sogenannten Kipper und Wipper, welche auf betrügerische Art und Weise Münzen in den Wirtschaftskreislauf einführten und eine Inflation verursachen.

Durch Hildesheims Neutralitätspolitik in diesem Jahrzehnte anhaltenden Konfessionskrieg, bleibt es mehrere Jahre vom Kriegsgeschehen verschont, doch dann muss auch die Stadt neben ihrer Religionsfreiheit um die Bevölkerung fürchten; 1632 wird die Stadt erobert und damit der protestantische Glaube der Bevölkerung verdrängt. Im kommenden Jahr wird Hildesheim von kaiserlich-katholischen Besatzern belagert, außerhalb der Stadtmauern hingegen von einem protestantischen Herr eingeschlossen. Die Not in der Stadt wird von Tag zu Tag größer, allein 143 Häuser werden niedergerissen, um Brennholz zu gewinnen, denn 272 Häuser waren bereits von ihren Bewohnern verlassen worden. Ab dem Sommer 1634 ändert sich die Situation, denn die protestantischen Belagerer ziehen in die Stadt ein und die verbliebenen Bürger können zunächst wieder aufatmen. Tatsächlicher Friede kehrt dann jedoch erst 1648 mit der Beendigung des Dreißigjährigen Kriegs ein.

Inmitten dieser Kriegswirren fertigt Matthäus Merian auch einen Kupferstich der Stadt Hildesheim an. Er hat sich sowohl als Kupferstecher und Verleger einen Namen gemacht – vor allem bleibt er der Nachwelt als Kosmograph diverser Topographien zum Beispiel von der Schweiz, von Schwaben, dem Elsass, Bayern, Österreich, Gallien und auch Niedersachsen in Erinnerung. Durch diesen Stich Merians ist eine Art Photographie des historischen Hildesheims erhalten, welche H. Henze als Grundlage für die Modellierung dieser Bronze-Skulptur diente. Neben der Blindenschrift am Rande des Modells, welche die Worte „Modell der Stadt Hildesheim nach dem Stich von Matthäus Merian aus der Vogelperspektive vom Jahre 1641“ lesbar macht, ist das Modell auf dem Steinquader in einer solchen Höhe angebracht, dass sich auch Kinder vortrefflich einen Überblick über das vergangene Hildesheim verschaffen können.


Text: Myriam Naumann / © Kulturbüro Landkreis Hildesheim