Harzer Achsenwerke
Über die Geschichte der Harzer Achsenwerke erzählt Gustav Philipps aus Königsdahlum folgendes:
Gegründet wurden die Harzer Achsenwerke, weil die Eisenhandlung F. W. Schwemann in Hildesheim bis zum Jahre 1899 ihre Wagenachsen in beträchtlicher Menge von der damaligen „Wilhelmshütte“ bezogen hatte. Die Wilhelmshütte war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und musste sogar im Jahre 1901 Konkurs anmelden. Das veranlasste die damaligen Geschäftsführer von F. W. Schwemann, in Bornum ein neues Werk zu bauen, dass die guten Bornumer Achsen weiter geliefert werden konnten. Fachpersonal war von der Wilhelmshütte vorhanden und so gründeten die beiden Geschäftsführer Adolf Schwemann und sein Onkel Wilhelm Rabius im Jahre 1899 die „Harzer Achsenwerke GmbH“ bei Bornum (Harz) mit Sitz in Königsdahlum. Die Postanschrift lautete Bornum am Harz, weil Königsdahlum weiter entfernt lag. Das Fabrikzeichen war ein wilder Mann mit der Achse.
Da das Achsengeschäft nicht so gut lief, wurde bereits im Jahre 1900 mit dem Bau einer Eisengießerei begonnen. Der Eisenguss half dem Werk die ersten Kinderkrankheiten zu überwinden. Im Jahre 1906 waren die Harzer Achsenwerke bereits an 6. Stelle unter den größeren Firmen dieser Art. Nach dem Tod des bisherigen Geschäftsführers Carl Heppe übernahm der Sohn Georg von Adolf Schwemann die Leitung. 1916 erfolgte die Erweiterung in eine Maschinenfabrik und Apparatebaufirma. Georg Schwemann holte im Jahr 1917 Oberingenieur Walter Althoff, der die Gießerei für den Behälter- und Apparatebau ausbaute.
Die Produktion von Gummibällen einer anderen Firma war es letztlich, die zur Erfindung der Gummierung führte. Die Gummibälle blieben nach der Vulkanisation an den Eisenformen kleben. Es war eine Erfindung wider Willen. Der Chemiker Ahrens, der diese Versuche genau analysiert hat, fand heraus, dass durch sauren statt neutralen Faktis diese Haftung möglich war. Mit dieser Erfindung könnte Ahrens nirgends landen, bis die Harzer Achsenwerke auf ihn aufmerksam wurden. Für die Chemische Industrie war die Gummierung der geeignete Überzug, da Gummi gegen Säuren und Laugen resistent ist. Nach langen und schwierigen Versuchen, bei denen leider der Chemiker Ahrens wegen der vielen Fehlversuche das Handtuch schmiss und eines Tages verschwunden war, war es dann Walter Althoff der seine Arbeit fortsetzte. Er war es auch, der den entscheidenden bis dahin aufgetretenen Fehler in der Temperatur des Heizens fand. Dieses war im Jahre 1925.
Von da ab konnte die chemische Industrie beliefert werden. Die neue Auskleidung nannte Walter Althoff ‚Vulcoferran’ – Gummi + Eisen. Mit dieser Entwicklung konnte sich das Unternehmen von anderen Apparatebauern abheben und hatte großen wirtschaftlichen Erfolg in der sich entwickelnden Chemischen Industrie. Es folgten Auskleidungen von Behältern, Chlorelektrolysezellen, Rohrleitungen, Armaturen usw. im Werk. Aber auch Montagen außerhalb der Firma, und ab 1951 sogar Baustellengummierung wurden weltweit vor Ort ausgeführt. Mit dieser Entwicklung konnte die Technologie auch zu den Kunden „vor Ort“ gebracht werden, was ebenfalls zu einer Ausweitung des Geschäfts führte.
Nachdem die Gießerei nicht mehr produktiv war, eine Neuinvestition aber nicht infrage kam und auch die Hammerschmiede, die kaum noch Wagenachsen, sondern in der Hauptsache Glockenklöppel produziert hatte, die auch nicht mehr zu verkaufen waren, wurde beide Bereiche geschlossen. Nun entschloss man sich zur Umbenennung: der Name Harzer Achsenwerke wurde in Harzer Apparatewerke geändert. Bis Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Apparatebau und die Gummierung die Hauptproduktion. In der Zwischenzeit hatte man noch die Bornumharz-Auskleidung – ein Phenolharz – sowie die Produktion von Behältern und Rohrleitungen aus PVC, glasfaserverstärkt, unter der Bezeichnung „HAWODUR“ aufgenommen. Eine wirtschaftliche Krise erschütterte Anfang der 90er Jahre das Unternehmen, so dass im Jahre 1993 ein großer Teil der Belegschaft im Rahmen eines Sozialplanes entlassen werden musste. 1997 wurden die „HAW GmbH & Co. KG“ von der „SLG Carbon AG“ übernommen. 1998 erfolgt der Zusammenschluss mit der „SLG Technik GmbH“ in Meitingen und Gendorf zu der „HAW Linings GmbH“. Im Jahre 1999 erfolge der Kauf der „Keramchemie GmbH“ durch die „SLG Carbon AG“. Die Verschmelzung der „HAW Linings GmbH“ und „Keramchemie GmbH“ zu der „SLG Acotec GmbH“ fand im Jahre 2000 statt. Zum 01.01.2005 verkaufte die „SLG Carbon AG“ die „SLG Acotec GmbH“ an den Finanzinvestor „Adcuram aus München. Dieser firmierte die „SLG Acotec GmbH“ um zur „KCH GROUP GmbH“. Im Jahre 2007 wurde die „KCH GROUP GmbH“ in einzelne Unternehmen aufgespalten. So entstand auch wieder die eigenständige „HAW Linings GmbH“ in Bornum. Diese wurde von Oktober 2007 bis zur Insolvenz im Jahre 2010 als ein selbständiges inhabergeführtes Unternehmen geführt. Im April 2010 erfolgte die Neugründung der „HAW Linings GmbH“ durch die „GTB-Unternehmensgruppe“ aus Marl.
(Zusammengestellt und bearbeitet von Gustav Philipps, Königsdahlum. Verwendete Literatur: siehe Literatur-Anhang)