Der Schatz im Bocksholte
Im Marienberge liegt an dem Wege, der vom alten Gärtnerhaus nach der Burg führt, eine Delle, die der Volksmund als Blockholt bezeichnet. In ihr soll ein Schatz vergraben sein, den man nur mit dem Garn aus Wolle eines Schafbockes, der in der heiligen Nacht geworfen ist, heben kann. Die Stelle, wo der Schatz sich befindet, muss mit diesem Garne eingezäunt und die Arbeit wortlos zu einer Geisterstunde während der heiligen zwölf Nächte ausgeführt werden.
Nun wurde vor vielen Jahren in Schulenburg ein solcher Bock ausfindig gemacht. Vier Schulenburger Bauern ließen die Wolle spinnen und flochten aus dem Garn die feiende Schnur, um in ihrem Schutze an den Schatz zu kommen und ihn unter sich zu teilen. Sie suchten die bestimmte Stelle im Blocksholte auf und gingen schweigend an die Arbeit. Erst machten sie einen Kreis und zäunten den Ort mit dem Garn ein. Dann lockerten sie mit Hacken und Spaten vorsichtig den Boden auf. Plötzlich vernahmen sie einen eigenartigen Klang. Sie scharrten vorsichtig weiter und sahen den Henkel eines Gefäßes aus dem Boden hervorragen. Schnell zogen sie ein Ende der Schnur hindurch und knüpften es fest. Dann fingen sie langsam, aber kräftig an zu ziehen. Als der Boden sich etwas hob, sagte einer der Bauern: Niu hewet wöi deck, niu schast diu ne ösch woll laten. In demselben Augenblick aber riß der Henkel ab, und das Gefäß versank wieder in der Tiefe. Dann guckte eine lange Nase aus der Öffnung hervor und eine Stimme drohte: Diu mit den twieerlei Strümpen hüerst möine. Ganz verdutzt und bleich vor Schrecken stierten sich die Bauern an. Als sie ihre Wollstrümpfe besahen, hatte einer versehentlich den bunten Strumpf seiner Frau angezogen. Kurze Zeit danach soll dieser Bauer verschwunden sein. Man sagt, der Teufel hätte ihn geholt.
Der Schatz aber liegt immer noch im Marienberge, und der abgerissene Hahl ist noch im Schulenburger Bauernhause vorhanden.