Ponchen hatte nun zwei herausragende Eigenschaften: Zum einen war er sehr wasserscheu, so dass er sich nie wusch, und die zweite Leidenschaft von ihm war die, dass er für das Arbeiten nichts übrig hatte. Das gab zu jener Zeit Bürgermeister Kücke Veranlassung, Ponchen für eine gewisse Zeit in das Arbeitslager Moringen bei Northeim zu schicken. Moringen stand in dem Ruf, dass die Heimbewohner zu Sauberkeit und Arbeit erzogen wurden.
Als Ponchen nach einer gewissen Zeit wieder in Sarstedt war, sah die alte Frau Malzfeldt, die stets auf einer Empore am Fenster zur Mühlenstraße saß und sich mit Handarbeiten beschäftigte, Ponchen und fragte ihn: "Na Ponchen, wie war es denn in Moringen?" Worauf Ponchen antwortete: "Madame, da war es ja ganz schön, es gab gutes Essen, jeder hatte ein schönes Bett, wenn nur nicht das verfluchte Waschen gewesen wäre. Dreimal am Tag mussten wir uns die Hände waschen."
So geschehen in jenen Tagen nach seiner Rückkehr.
Mit Ponchen nahm es aber ein trauriges Ende. Eines Sonntags wollte Ponchen, wie er es jeden Sonntag tat, nach Ahrbergen in die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul zur Frühmesse gehen. Aber nun geschah es, dass an jenem Sonntag im Juni 1901, am Johannistag, in Sarstedt Schützenfest gefeiert wurde. Einige Burschen hielten sich nach dem Festbesuch frühmorgens noch am Bruchgraben auf, als Ponchen in Richtung Ahrbergen die Bruchgrabenbrücke überqueren wollte. Die Burschen sprachen Ponchen an und fragten: "Ponchen, hast du dich wenigstens heute Morgen schon gewaschen?" Weil sie wussten, dass Ponchen sich noch nie freiwillig gewaschen hatte, sagten die Burschen: "Ponchen soll erst einmal baden." Sie zogen Ponchen gegen seinen Willen aus und warfen ihn in den Bruchgraben.
Als Ponchen nun vom Ufer abrutschte und im tiefen Wasser unterging, sprangen die Burschen hinterher. Sie fanden ihn im tiefen Wasser jedoch nicht wieder. Voller Angst und mit einem schlechten Gewissen im Nacken liefen sie zur Polizei und meldeten den Unfall. Am 29. Juni 1901 trieb die Leiche Ponchens am Turbinenrechen der Mühle Malzfeldt an. Die Arbeiter, die die Leiche aus dem Wasser holten, waren sehr erstaunt, dass Ponchens Haut "schneeweiß" war. Sie hatten angenommen, dass Ponchens Körper braun von Dreck war.
Ponchen Sonnemann, ein Sarstedter Original, fand wenige Tage später auf dem katholischen Friedhof seine letzte Ruhestätte. Ob seine Spötter ihn auf seinem letzten Weg begleitet haben ist leider nicht mit überliefert.
Aufgeschrieben von Stadtheimatpfleger Werner Vahlbruch
Quellennachweis
Stadtarchiv Sarstedt
Bistumsarchiv Hildesheim