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Mann im Käfig / Siegfried Neuenhausen / 2003

Allgemeine Informationen

Im Jahr 1983 modelliert der Künstler Siegfried Neuenhausen den Mann mit Käfig, eine beschauliche Bronze mit der Höhe von 17 cm: Ein Mann mit gebeugtem Haupt steht inmitten eines Käfigs, der ihm jedoch "nur" von der Hüfte bis zum Kopf reicht, den er jedoch selbst trägt. Einige Jahre später steht ein 24 cm großer Mann in einer geschlossenen Parzelle, an welcher er sich wiederum festhält (Parzelle, 2000). Bei der Skulptur Mann mit Gitter (2000) steht eine Figur vor einem 25 cm hohen Gitter, an dem sie sich mit beiden Armen festhält.

Solche beispielhaften Begrenzungen wie der Käfig, das Gitter oder die Parzelle begleiten Neuenhausen in seinem Schaffen. Bekannt wurde der 1931 in Dormhagen am Rhein geborene Künstler bereits in den 1960er Jahren, als er mit verschärftem sozialen und politischen Bewusstsein in der Öffentlichkeit auftritt; er gestaltete lebensgroße Kunststoffplastiken gefesselter und geknebelter Körper und prangert damit nicht nur Repression, sondern auch Folter an. Im Stile des kritischen Realismus können seine Arbeiten als moralisierend, kritisierend und aufrüttelnd verstanden werden - ihr politisch-engagierter Impetus ist nicht zu übersehen. In den Folgejahrzehnten ist es der Künstler Neuenhausen selbst, der in gesellschaftlich hermetisierte Räume eindringt, indem er zum Beispiel im Krankenhaus, in der psychiatrischen Klinik und auch im Gefängnis Bildhauerprojekte mit den dort lebenden Menschen durchführt. Bereits in den 1970er Jahren beginnt er jene anfangs beschriebenen Kleinbronzen zu schaffen, welche bis heute menschliche Daseinsmomente aufgreifen und in figurativen Darstellungen verdichtet sind.

Die Arbeit Mann im Käfig (2003) durchbricht den geschlossenen Raum inhaltlich und standörtlich. Auf einer Böschung zwischen Gehrenrode und Altgandersheim steht in der weitläufigen Landschaft der Felder und Hohlwege die zwei Meter hohe Eisenskulptur Mann im Käfig: erneut ist die Figur zwar Inhalt eines Käfigs, den sie selbst trägt, allerdings besteht der Käfig nur aus drei Seiten und umgibt die Figur lediglich zwischen den Knien und Oberschenkeln. Die reduzierte Käfigform, sowohl in ihre Höhe als auch in ihrer Seite wird durch das extrem dünne drahtähnlich aussehende Material unterstützt. Der Mann im Käfig steht zwar (noch) in (s)einem Käfig, aber auch in Mitten der Natur. Sein zierlicher Körper ist lediglich 6 mm dick und weite Teile davon sind ausgefräst, so dass die Wirbelsäule oder auch die Schulterknochenpartien deutlich erkennbar sind. Das dunkle Material und die klaren Konturen lassen den Mann im Käfig zu einem Scherenschnitt in der Landschaft werden, in dem sich Licht und Schatten gleichsam berührt und der Himmel Teil des Manns im Käfig wird.

(Text: Myriam Naumann, © Kulturbüro Landkreis Hildesheim)