Immer mit einem Lächeln auf den Lippen! Die bunte Fotoflut im Straßenbild.
Hans-Jürgen Tast
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Massenkommunikation ist nicht nur Hörfunk und Television, nicht nur Presse und Internet, sie findet mit Plakaten und Schaufenstern auch auf der Straße statt.
Dabei verändern digitale Druck-Techniken das heutige Stadtbild massiv. Immer mehr Fahrzeuge werden durch Farbfotografien zu reisenden Blickfängen, auf immer mehr Hauswänden illustrieren bunte Bilder den Alltag der Passanten.
Alle in dieser Publikation publizierten Aufnahmen mit derartigen Farbfoto-Beispielen wurden, dies verdeutlicht die außerordentliche Menge, mit Absicht in nur einer Stadt, Hildesheim, in einem eng begrenzten Zeitraum, das zweite Halbjahr 2012, angefertigt.
Diese Broschüre, ein momentaner Zustandsbericht - vom Zahnarzt-Lächeln bis zum Pizza-Teller - als 60-seitiger Foto-Essay, erscheint anlässlich des Jubiläums „175 Years Photography Imaging Unlimited“.
Hans-Jürgen Tast: "Immer mit einem Lächeln auf den Lippen! Die bunte Fotoflut im Straßenbild."
Verlag Kulleraugen, geheftet, 60 S., ca 70 Farbfotografien, November 2007, ISBN 978-3-88842-043-6, EUR 8,90
aus dem Buch
„Wie in jedem westlichen Land investiert die Werbeindustrie auch in Deutschland Jahr für Jahr eine Summe, die dem Budget der Kultusministerien entspricht. Dazu kommen noch ähnlich hohe Ausgaben für Direktmarketing, Werbung auf Ausstellungen, Messen, Kataloge und Prospekte", resümiert bereits Anfang 1996 der italienische Fotograf Oliviero Toscani. (16)
„Mit dieser enormen Finanzkraft im Rücken pflastert die Werbung jede Straßenecke zu, jede Sehenswürdigkeit, die Bushaltestellen, Metros, Flughäfen, Bahnhöfe, Apotheken, Kioske, Feuerzeuge, Telephonkarten, unterbricht Filme im Fernsehen, besetzt das Radio, Zeitschriften, Strände, Sport, Kleidung, ja, nicht einmal unsere Schuhsohlen läßt sie aus! Werbung ist überall. Ein big brother, immer mit einem Lächeln auf den Lippen!
Ich finde es schrecklich, daß diese riesige Präsentationsfläche, dieser Raum für Ausdruck und Ausstellung, dieses größte lebendige Museum modernen Kunst für eine Bilderflut reserviert ist, die dumm, irreal und trügerisch ist. Kommunikation ohne Nutzen für die Gesellschaft." (17)
Trotzdem ist kaum ein Omnibus unterwegs, kaum eine Straßenbahn oder Taxi, kaum ein Transporter, der nicht auch als Reklamefläche durch die Straßen fährt. Egal ob auf den Aufbauten und Planen der Lastwagen oder auf den Karosserien der Firmen-PKWs, überall bunte Werbebilder. Als Zielgruppe werden Verkehrsteilnehmer sowie Passanten auf der Straße anvisiert.
Nicht immer zeugen diese Auftritte von kreativen Glanzleistungen. Häufig sollen einförmige Produkt-Abbildungen oder artige Mitarbeiter-Porträts genügen, als müssten laufend Beweise angehäuft werden, damit „Malerfürst" Markus Lüpertz von der „Gleichgültigkeit der Fotografie" dozieren kann. „Denn die Fotografie sieht lediglich in der Ähnlichkeit und in der Wiedererkennbarkeit ihren Erfolg." (18)
Für größere Flächen und bundesweite Aktionen wird der Einsatz an Ideen und Gestaltungskompetenz doch intensiviert. Aber dafür steigen auch die Ansprüche der Werbetreibenden. Während etwa bei Bus und Tram ursprünglich nur das Beschriften der Seitenflächen unterhalb der Fenster üblich war, werden inzwischen „Trafficboards" gewünscht. „Non-perm-Folien", die (angeblich von innen durchsichtig) flächendeckend sogar über die Scheiben reichen. Nach befristetem Einsatz lassen sie sich ohne viel Aufwand wieder ablösen.