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Wartende / Bernd Löning

Wartende / Bernd Löning
Radweg zur Kunst
Skulpturenweg Kloster Lamspringe - Kloster Brunshausen


Allgemeine Informationen

Nichts zu machen.Ich glaube es bald auch. Mit diesen Worten beginnt der außerordentliche Dialog zwischen Estragon und Wladimir in Samuel Becketts Warten auf Godot. Er mündet in schonungsloser Art und Weise in die Daseinsform des Wartens. Das Warten kann spätestens durch dieses Gespräch als ein Zustand verstanden werden, das weder Anfang und Ende noch ein Ziel hat.
Bernd Lönings Figurengruppe Wartende aus dem Jahr 2002 steht auf dem Skulpturenweg am Ortsrand von Altgandersheim – und wartet. Die sieben Figuren richten ihren Blick auf die Ortschaft, auf den asphaltierten Weg oder auch Richtung Himmel. Warten sie auf jemanden? Auf etwas? Oder haben auch sie kein Ziel mehr?

Mit ihrer Höhe von zirka 170 bis 180 cm verweisen die weiblich und männlich angedeuteten Figuren an der Größe erwachsener Menschen, ihre Körperproportionen sind jedoch verändert. Sie haben nicht nur extrem lange Beine, eine mit einer ausgewachsenen Hand zu umfassenden Körperseite, sondern sie sind auch rundungs- und kurvenlos. Kerzengerade stehen sie da und lassen ihre Arme hängen. Durch diesen Figurenaufbau wirken sie nicht nur stilisiert, sondern ähneln Säulen.

Löning hat die Skulpturengruppe einheitlich aus Beton und Metall gearbeitet, ihre Oberfläche erscheint matt und dunkelbraun. Bei näherer Betrachtung schimmern jedoch einzelne Farbpigmente vor allem in den Tönen Rot und Lila zart durch. Die Oberflächen der einzelnen Figuren sind nicht homogen gearbeitet, sondern verschiedene Strukturen und Strukturabschnitte sind erkennbar. Fein gearbeitet ergibt sich daraus die Textur der Kleidung der Figuren, sie sind in Tuch gehüllt, das in schmalen Bahnen um sie gewickelt ist. Ihre Kleidung wirkt nicht gegenwärtig oder gar modisch, sondern mutet seltsam vergangen an und die dunkelbraune Kolorierung leistet ihr übriges. Gerade durch dieses antikisierende Gewand und die Säulenartigkeit der Figuren kann für einen Moment an Lots Frau gedacht werden, die im Alten Testament (1. Moses 19) beim Verlassen der Stadt Sodom hinter sich blickt und zur Salzsäule erstarrt. Sollte bei der Figurengruppe von Löning das Warten als eine kollektive Erstarrung verstanden werden?

Unter Berücksichtigung des vormals anvisierten Standortes der Skulpturengruppe Wartende auf der Rampe des ehemaligen Bahnhofs Altgandersheim, kann das Warten der Figuren zunächst als ein konkretes Warten auf einen Zug oder auf Anreisende verstanden werden. Durch die gestaltete Kleidung der Figuren deutet sich jedoch an, dass sie dies wohl schon seit langer Zeit tun. Ihr Warten hat dadurch einen unbestimmten Anfang, beendet ist ihre Situation jedoch noch lange nicht.

(Text: Myriam Naumann, © Kulturbüro Landkreis Hildesheim)

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