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Begegnung / Andrzej Irzykowski / 1998

Begegnung / Andrzej Irzykowski / 1998
Radweg zur Kunst
Skulpturenweg Kloster Lamspringe - Kloster Brunshausen


Allgemeine Informationen

Andrzej Irzykowskis Thema ist der Mensch. Eine Vielzahl seiner Bilder und Plastiken bezeugen die kontinuierliche künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Sujet seit Jahrzehnten. 1951 in Sopot/ Polen geboren, absolvierte Irzykowskis 1971 zunächst eine Steinmetzlehre in Danzig; die Stadt Danzig bleibt Irzykowskis Ausbildungsmittelpunkt, dort studiert er von 1971 bis 1976 an der Hochschule für Bildende Künste Bildhauerei und zugleich Kunstpädagogik. 1980 hält sich Irzykowskis erstmals in Deutschland auf, wo er seitdem nicht nur in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten ist, sondern auch lebt (Lünen, NRW).

Für den Skulpturenweg hat Irzykowski die Großskulptur Begegnung geschaffen: Zwei abstrahierte Gestalten stehen zwischen Lamspringe und Gehrenrode am Fuße des Clausberg eng beieinander. Ihr Korpus erinnert in seiner Formsprache an historische Grenzsteine. Meist hochkantig aufgestellte Steinquader mit oben abgerundeten Ecken markier(t)en einst politische Grenzen. Irzykowski steigert die gewöhnlich bis zu zirka 1 Meter hohen Steine ins buchstäblich Haushohe.
Die Skulpturen bekommen dadurch einen architektonischen Charakter und gewinnen ausschließlich durch die beiden Steinkugeln auf den Quaderhöchstseiten an figurativem Eindruck. Die Kugeln werden als Köpfe, die Quader als Körper und die abgerundeten Ecken als Schultern wahrgenommen. Irzykowski negiert mit diesem Formenspiel die Grenzziehungen durch solche Steine, auch weil er die Großskulptur aus zwei Teilskulpturen gestaltet. "Dialog statt Grenze!" oder "Begegnung statt Grenze!" scheint die Begegnung zu demonstrieren.

Dass der Bildhauer das Formenrepertoire der Grenzsteine mit ihren unpolierten Oberflächen überhaupt in die Begegnung integriert und schließlich transformiert, mag daran liegen, dass sich der Skulpturenweg topographisch tatsächlich über die Grenze der Landkreise Hildesheim und Northheim hinwegsetzt; und vielleicht auch, dass der polnische Künstler ein dialogisches Verhältnis jenseits der historisch äußerst schwierigen Grenzziehung Deutschland - Polen diagnostiziert? Gerade Irzykowskis gewählter Titel Begegnung ist hoffnungsfroh. Es setzt ein dynamisches Moment voraus, denn damit sich, wie in diesem Falle, zwei Figuren (Personen) oder Staaten begegnen können, müssen sie sich aufeinander zu bewegen. Das Zusammentreffen ist dann vorerst das Ziel einer solchen Bewegung. Auf dem Skulpturenweg stehen die beiden Figuren der Begegnung seit 1998 zwischen zwei Alleen zusammen.

(Text: Myriam Naumann, © Kulturbüro Landkreis Hildesheim)