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Die Inschriften des Landkreises Hildesheim - Heyersum

Am 15.1.2013 wurde zusammen mit Frau Dr. Christine Wulf von der Universität Göttingen der vor dem Alten Schulhaus aufgestellte Grabstein von 1648 besichtigt. Dr. Wulf forscht an einen Projekt über Inschriften aus dem 16. Jahrhundert im Landkreis Hildesheim. Es ist vorgesehen, die Ergebnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Gegenstand der Forschung sind Inschriften auf Balken, in Kirchen oder auf Grabsteinen. Der Stein in Heyersum passt mit seinen Inschriften in das Projekt und soll in das Buch aufgenommen werden.

Vorgeschichte:

Bisher bekannt ist, dass der Stein aus Anlass des Todes dreier Kinder im Jahre 1648 geschaffen wurde. Kinder aus den Adelshäusern hatten zu der Zeit eine hohe Bedeutung, zumal sie den Fortbestand der Dynastie gewährleisteten. Verstarben sie bereits im Kindesalter, so wurden zu ihrem Gedenken Grabplatten geschaffen, um ihren Namen zu erhalten.

Bekannt war am Tage der Besichtigung, dass die Eltern der verstorbenen Kinder aus den Häusern von Schönberg und von Reden stammen. Alexander v. Schönberg war ranghoher Militär und zuletzt Festungskommandant in Dresden. Seine Ehefrau Magdalena v. Reden stammt aus Hüppede bei Pattensen. Beide sind in Dresden verstorben und beigesetzt. Der Anlass ihres Aufenthaltes im Bereich Heyersum ließ sich nicht exakt klären, bekannt ist aber, dass ein Henning von Reden 1577 bis 1643 Eigentümer der Saline war.

Durch die Besichtigung am 15. Januar 2013 wurden weitere Erkenntnisse gewonnen:

Da die Inschriften bei normaler Beleuchtung kaum zu erkennen sind, wurde der Stein mittels Schräglicht ausgeleuchtet, vermessen und begutachtet. Die Inschrift, soweit deutlich lesbar, war im Vorfeld schon weitgehend entziffert worden. Erkenntnisse neuerer Art über die Personen ergaben sich nicht; wohl aber über den Stein selbst.

1. Der Stein ist nach Auffassung von Frau Doktor Wulf in der bestehenden Form in einem Arbeitsgang hergestellt worden. Die Schrift wurde bei seiner Herstellung vollständig eingebracht und ist nicht (wie zwischendurch angenommen) überarbeitet worden. Es handelt sich also um ein Original.

2. Er besteht aus dem Weser-Muschelkalk, der in der Nähe von Obernkirchen oder Braunschweig gefunden und abgebaut wurde. Der Braunschweiger Stein ist verhältnismäßig weich, während der aus Obernkirchen härter und beständiger ist. Der hiesige Stein kommt aus der Umgebung Obernkirchen und ist durch seine verhältnismäßig große Härte trotz der Nutzung als Trittstein gut erhalten.

3. Die eingebrachten Wappen und auch die Inschrift sind von handwerklich hervorragender Qualität. Es ist davon auszugehen, dass er sehr teuer in der Herstellung war und der Auftraggeber über die nötigen Finanzmittel verfügte.

Für die Steine aus der Zeit gelten gleichermaßen drei Punkte:

• Wappen und Umgebungsschrift wurden in den Stein eingemeißelt. Das bedeutet, dass die Konturen in den Stein eingeschlagen wurden.

• Personaldaten und Hinweise zu den Personen anderen Daten wurden in einer anderen Weise eingebracht. Hier ließ man die Buchstaben stehen und entfernte das umgebende Material.

• Weiterhin wurden Bibelzitate oder Sprüche in gleicher Weise in die Steine eingebracht, allerdings die Schriftform kursiv dargestellt.

All diese Merkmale treffen für den Stein in Heyersum zu.

Weitere Konturen und Schriftzeichen:

Links und rechts unten sind Engelköpfe eingearbeitet, die aufgrund der Abnutzung aber nur noch schwer zu erkennen sind. Vermutlich befindet sich auch ein Bibelspruch unten in der Mitte. Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht.

Der Stein wird in eines der Kapitel Über Inschriften im Raum Hildesheim aufgenommen und als historisch wertvoll eingestuft.