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Sagen und Geschichten

Die Sage von der Sandsteinmadonna

Zu finden: Am Waldrand gegenüber des Harsumer Friedhofs, am Ende des Haseder Wegs.

Die Sandsteinmadonna sollte nach dem Willen ihres Stifters ursprünglich auf dem Dorfplatz aufgestellt werden. Der Stifter und Amtmann Cordes ließ die überlebensgroße Figur in Steuerwald bei Hildesheim anfertigen.

Eine Sage erzählt, dass der Wagen, der sie von dort nach Harsum transportieren sollte, vor den Toren des Dorfes im Morast steckenblieb. Aufgrund ihres enormen Gewichtes und ihrer Ausmaße war ein Weitertransport der Figur nicht möglich und die Madonna wurde notgedrungen vom Wagen geholt und an Ort und Stelle aufgerichtet. Dort ist sie bis heute geblieben.

Das Spinnekreuz

 In einem strohgedeckten Schäferhaus in Richtung Unsinnbach lebte eine verarmte Witwe, die ihren Lebensunterhalt mit dem Verarbeiten des Flachses und mit dem Spinnen der Flachsfasern verdiente. Der 30-jährige Krieg hatte ihr die wichtigste Stütze weggenommen, den einzigen Sohn. In der Not legte die alte Frau in der Hoffnung auf eine Rückkehr des Sohnes ein Gelübde ab: Sie wollte so lange spinnen, bis sie das Geld für die Aufstellung eines Votivkreuzes zusammengearbeitet und gespart hatte. Im Glauben an diese Erfüllung machte sie sich laut Überlieferung Tag für Tag an die Arbeit, spann Sommer- und Winternächte durch bis zur Erschöpfung. In der Nachbarschaft ihres Häuschens ließ sie das Kreuz errichten und konnte so aus ihrer niedrigen Spinnstube stets ihr „Hoffnungszeichen“ betrachten. An dem Platz steht seit 215 Jahren der Fronleichnams-Bildstock. Bei der Prozession erinnert die Geschichtstafel künftig an das alte Spinnekreuz aus der Zeit des 30-jährigen Krieges.

Die Sage vom wilden Jäger Robert, der seine Geliebte erschoss

Zu finden: Am Doppelkreuz am südlichen Waldrand des Harsumer Auenwaldes.

Eine besondere Kostbarkeit besitzt Harsum in seinem schönen 74 Hektar großen Auenwald, der sich westlich des Dorfes am Hildesheimer Stichkanal hinzieht und von vielen Natur- und Wasserfreunden gern aufgesucht wird. Vor 10 Jahren stellte man ihn unter Landschaftsschutz. In zahlreichen Heimatsagen, wie Die Liurburg, Braumeister und Opferstuhl, Jäger Robert und das Doppelkreuz, die uns ein Bild von der Bezogenheit der Vorfahren zum vermitteln, wird das Harsumer Holz besungen.

In der Nähe der heutigen Badestelle ziert ein merkwürdiges Doppelkreuz mit zwei gleichen Querbalken den südlichen Waldrand. Vor mehr als 150 Jahren hat erstmals ein solches Holzkreuz hier am Wege zwischen der neuen Waldschenke und dem Kanal seine Aufstellung gefunden. Vordem war es ein gewöhnliches Waldkreuz mit einem Querbalken, an dem ein Korpus in Lebensgröße gehangen haben soll. Weshalb nun das seltsame Doppelkreuz gerade seinen Platz fand, erzählt die aufschlussreiche, interessante Sage:

Der aus adeligem Geschlecht stammende Jäger Robert, der auf seinen Beutezügen den Bauern der Umgebung oft schwer zusetzte, hatte seiner Jugendgeliebten Clementine im Leinetal den Abschiedsbrief geschrieben und sich der Tochter des Gutspächters in Harsum zugewandt. Vergeblich versuchte Elfriede, so hieß die blonde Pächterstochter, den übermütigen Robert von seinem gottlosen Lebenswandel abzubringen. Sie betete gerade wieder in dunkler, stürmischer Frühlingsnacht am Waldkreuz, als ihr Liebhaber Robert im Dorfkrug den Zechgenossen sein freches, verwegenes Vorhaben, selbst auf den Gekreuzigten zu zielen, ankündigte. Der infolge der Schneeschmelze über die Ufer getretene Dorfbach, meinten seine Freunde, würde ihn nicht durchlassen. Doch mit dem abweisenden Ruf „Unsinn! Unsinn!" - wovon der Wasserlauf, an dem Harsum liegt, seinen Namen bekommen haben soll - setzte Robert in hastigen Sprüngen über den Bach. Bald krachte vor dem Waldkreuz der frevelhafte, unheilstiftende Schuss. Mit lautem Schrei stürzte Elfriede, die immer noch zu Füßen des Kreuzes gebetet hatte, zu Boden und fand den Tod durch die Hand des vor Schreck erstarrten Geliebten.

Der verblendete Robert soll dann mit angelegter Waffe in einen hölzernen Wegweiser verwandelt worden sein, um sein schändliches Tun zu verewigen.

Das alte Wegkreuz, das 30 Meter weiter im Walde stand, der (nach der Chronik) durch seine vielen Sümpfe und Wassergräben keinen erfreulichen Aufenthalt bot, ist dann zerfallen. An dessen Stelle errichtete man vor Jahrzehnten das merkwürdige Doppelkreuz, das jetzt noch als erste Station bei der Flurprozession dient. Wenn auch mancher geneigt ist, die Aufstellung dieses eigenartigen Flurkreuzes auf die Teilnahme Harsumer Männer am Russlandfeldzug Napoleons zurückzuführen, so hält es doch auch die Erinnerung an die unglückliche Elfriede und die Entstehung des Namens Unsinnbach für immer wach.