Gericht
Volkersheim hatte früher ein eigenes Gericht.
Mitten in unserem Dorfe steht ein altes, massives Haus, das der „Bergfrieden“ genannt wird. Es ist vor einigen Jahren neu verputzt worden und hat ein neues Dach erhalten; aber trotzdem fällt es jedem Wanderer auf, weil es außergewöhnlich dicke Hauswände und kleine Fenster hat. An diesem Hause hängt noch heute das Halseisen, der letzte Zeuge der Gerichtsbarkeit, die das Adelsgeschlecht v. Cramm hier besaß. Im Hause selber waren Gefängnis und die Wohnung für den Gerichtsvogt. Die Vögte waren gewissenmaßen die Polizisten für beide v. Crammsche Linien, denen die Gerichtshoheit zustand. Vor 1600 hatten die Geschlechter v. Cramm noch keinen Wohnsitz hier am Ort, und die späteren Besitzer der Güter waren selten hier, weil sie doch duchweg hohe Militär- oder Verwaltungsstellen bekleideten.
Über das, was in dem erwähnten „Bergfrieden“ geschah, hat sich von Mund zu Mund wenig überliefert, aber alte Urkunden lüften hier und da das Geheimnis, das dieses alte, burgähnliche Haus umgibt. Wir hören, dass des Sonntags hiesige Einwohner für kleine Straftaten in das Halseisen geschlossen wurde, Der eine war wegen Beleidigung verurteilt, der andere hatte in der Trunkenheit Schlägerei angefangen, jener hatte einen kleinen Felddiebstahl begangen usw. Da standen sie nun am „Pranger“. Sie wurden vielfach verlacht und verhöhnt.