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Johanne Juliane Henriette Breymann

Geb. 14.09.1827, gest. 25.08.1899

Die in Mahlum geborene Tochter des Pfarrers Ferdinand Breymann, der hier von 1824 bis 1851 die Pfarrstelle Mahlum/Bodenstein betreute, gilt als bahnbrechende Wegbereiterin des Kindergartenwesens in Deutschland und als eine der frühen Frauenrechtlerinnen. Aufgewachsen in einer aufgeschlossenen Umgebung, wurde sie sehr früh schon vertraut gemacht mit den bedeutenden Repräsentanten der deutschen Literatur, Musik und Kunst. Als 18-jährige kam sie 1842 zu einem längeren Aufenthalt zu dem bekannten Pädagogen Friedrich Fröbel nach Thüringen, einem Vetter der Mutter. Diese Begegnung wird zu einem entscheidenden Einschnitt in ihrem weiteren Lebensweg, „einem Wendepunkt meines Daseins“, wie sie später bekennt.

Begierig nimmt sie Fröbels Ideen zur Erziehung von Kindern und Jugendlichen in sich auf und fasst den Entschluss, fortan ihr Leben der Pflege von Kindern zu widmen. Zurückgekehrt nach Mahlum, folgen drei Jahre als Lehrerin in Schweinfurth und als Kinderbetreuerin in Baden-Baden. 1852 übernimmt der Vater die Pfarrstelle in Watzum bei Wolfenbüttel. Etwa zur gleichen Zeit kehrt die Tochter in das Elternhaus zurück mit dem Vorsatz, hier im Fröbelschen Sinne pädagogisch tätig zu werden.

Sie richtet in dem Gebäude unter mannigfachen Schwierigkeiten ein Mädchenpensionat ein, in welchem die aufgenommenen von der gesamten Familie unterrichtet werden, u. a. in Naturkunde, Geographie, Gesang und Turnen. Ihre Tätigkeit wird bestimmt durch die Vision der Wichtigkeit und Bedeutung der Bildung der Mütter für die Erziehung der Kinder und damit generell für die Heranbildung einer neuen Generation. 1857 kommen Kurse zur Ausbildung von berufsmäßigen Erzieherinnen und Kindergärtnerinnen hinzu, und die Arbeit der Henriette Breymann wird so bekannt, dass sie nach Belgien, in die Schweiz und nach England zu Vorträgen eingeladen wird.

Inzwischen nimmt das Angebot des Breymannschen Landerziehungsheimes in Watzum immer größere Ausmaße an, bis sich schließlich zeigt, dass die räumlichen Kapazitäten erschöpft sind. Deshalb wird in Wolfenbüttel unter Eingehung von Schulden ein 10 Morgen großes Grundstück erworben und zur Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen – verbunden mit einem Kindergarten – ausgebaut. Zusammen mit Anne Vorwerck gründet Henriette Breymann einen „Verein zur Erziehung“. Vier Jahre später jedoch trennen sich die beiden engagierten Frauen, und Henriette Breymann geht zusammen mit ihrem Ehemann, dem Reichstagsabgeordneten Karl Schrader, 1872 nach Berlin, wo sie ihre pädagogische Arbeit fortsetzt, die Leitung der Ausbildung von Mitarbeiterinnen des Volkskindergartens in Friedrichsstadt übernimmt und 1874 den „Berliner Verein für Volkserziehung" gründet.

In dieser Berliner Zeit gewinnt sie auch die ideelle Unterstützung der Frau des späteren deutschen Kaisers Friedrich III. Henriette Breymann, die 1893 auf der Weltausstellung in Chicago den deutschen Beitrag „Kleinkinderfürsorge und Frauenbildung“ leitet, verstirbt am 25. August 1899 und wird danach in Wolfenbüttel beigesetzt. Heute erinnert an diese verdiente Frau in Wolfenbüttel die Henriette-Breymann-Straße und in Mahlum im Ambergau das „Evangelische Jugendheim Henriette Breymann".

aus: Klaube, Manfred: Biographisches Lexikon zu verdienten Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Bockenem und des Ambergaus; Bockenem 2004