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Sagen und Geschichten

Die Sage vom Brunnentrog im Beelter Felde

Vor langer, langer Zeit zog eine wilde Schar Calenberger Soldaten raubend und plündernd über das reiche Dorf Groß Beelte her.
Die Dorfbewohner setzten sich zwar mit Knüppeln und Mistgrepen zur Wehr, aber umsonst. Ohnmächtig mussten sie schließlich zusehen, wie die Horde das Vieh zusammen trieb, die Vorräte aus den Häusern und Scheunen schleppte und alles mitnahm. Der “rote Hahn“ flatterte bald über dem ganzen Dorf. Die Dorfbewohner wollten das Feuer löschen. Alle holten ihre Löscheimer und rannten zum Hof des Bauermeisters. Dort war der einzige Brunnen von Groß Beelte. Das Wasser des Brunnens ergoss sich in einen steinernen Trog. Doch gerade um diesen Trog hatte sich die Soldatenhorde aufgestellt. Sie ließ niemanden an das Wasser heran. Wer zu nahe kam, wurde erschlagen. Der Bauermeister stellte sich vor seine Leute und bat um Gnade. Aber die Horde erschlug auch ihn.
Doch gleich darauf ereilte sie die Strafe für ihr böses Tun: Denn kaum hatte sich das Blut des Bauermeisters mit dem Wasser des Brunnens vermischt, schäumte dieser hoch auf und ergoss sich im hohen Bogen über die Mörderbande. Niemand konnte sich retten. Alle mussten jämmerlich ertrinken.

Das Dorf Groß Beelte brannte ab. Nur der steinerne Brunnentrog blieb übrig. Die übrig geblieben Einwohner des Dorfes siedelten sich in Groß Giesen an und bebauten von dort aus das “Beelter Feld“.

Über hundert Jahre hatte der Brunnentrog im Beelter Felde gestanden, als ihn ein Bauer aus Groß Giesen fortschleppte, um ihn auf seinem Hof als Viehtränke zu benutzen.
Doch er hatte keine Freude an dem Trog. Denn schon in der ersten Nacht tobte, als es Mitternacht vom Kirchturm schlug, ein Lärm durch sein Haus, als ob eine wilde Jagd hindurch zöge. Die Pferde wollten die Wände einschlagen, die Kühe rissen an ihren Ketten und die Hühner flogen wild in Stall umher.

In der zweiten und dritten Nacht wiederholte sich der unheimliche Spuk. Da bereute der Bauer, dass er den Brunnentrog entwendet hatte.
Er lud ihn auf einen Wagen und brachte ihn zurück nach Groß Beelte. Und seitdem hatte er wieder Ruhe auf seinen Hof.

Diese Geschichte wurde in Giesen immer wieder erzählt. Aber niemand wagte sich in der Nacht nach Beelte. Denn um Mitternacht, so hieß es, schäumt das Blutwasser in den Trog wieder auf.

Als um 1850 die Verkoppelung der Feldmark durchgeführt wurde, meinte man, der Brunnentrog stünde nur unnütz im Wege. Man zuschlug ihn und nutzte die Steine zur Wegbesserung.

Wo einst die Kirche vom Groß Beelte stand, wurde als Erinnerung die“ Beelter Linde“ gepflanzt.

Quelle: Heimatverein Giesen e. V.

 

Der Brückenstreit zwischen Hasede und Klein Giesen

Aus der Haseder Schulchronik des Lehrers W. Richter von 1935

Als die alte Landwehr am Südende des Dorfes keine große Bedeutung mehr hatte, legten die Haseder an der Stelle, wo die alte Furt durch die Innerste ging, eine hölzerne Brücke an, von der noch einige Eichenpfähle im Flußbett stecken. Das war zur Zeit des Siebenjährigen Krieges, um 1760.

Das passte den Giesenern, die jetzt einen bequemeren Weg (zur Landstraße) nach Hildesheim zu haben glaubten. Ihr Fahrweg war ja der Sülteweg, der noch heute diesen Namen führt. Ihr Fußweg ging unter dem Mastberge hin.
Die Kreisstraße von der Scharfen Ecke nach Klein Giesen ist erst nach 1870 angelegt.

Die Klein Giesener, welche Land in der Haseder Feldmark bewirtschafteten, benutzten die Brücke anstandslos. Aber es gefiel den Hasedern nicht, dass alle Giesener über ihre Brücke fahren wollten. Besonders der Große Müller war dagegen, weil die Giesener, die nicht bei ihm mahlen ließen, an der Großen Mühle vorbei, auf den Wegen fuhren, die er zu unterhalten hatte.
Als nun die Landstraße Hannover-Hildesheim 1786-89 ausgebaut und mit Steinschlag versehen wurde, litt die Brücke durch das Steinefahren. Die Steine wurden vom Osterberg (über Giesen) geholt.
Die Haseder hatten nun einen Vorwand, die Brücke zu sperren. Sie machten einen schlossfesten Schlagbaum vor die Brücke. Einen Schlüssel hatte die Große Mühle, einen zweiten Wegener.

Die Giesener wurden verstimmt. Mehrfach haben sie den Schlagbaum umgerissen und ins Wasser geworfen. Auf der Großen Mühle heißt noch heute eine Stelle im Obstgarten „Pannestie".
Hier war der Pannestall, der die eingefangenen Schafe der Giesener aufnahm (die nur durch Erbringen des Pfandgeldes wieder abgegeben wurden).
Gegen diesen Schlagbaum gingen die Klein Giesener schließlich gerichtlich vor. Sie wollten seine Entfernung erzwingen. Der Prozeß, der nach damaliger Sitte von den Advocaten in die Länge gezogen wurde, hat von 1825 bis 1852 gedauert.
Des Streites müde entfernten schließlich die Haseder den Schlagbaum.

Es blieb aber ein gespanntes Verhältnis zwischen den beiden Dörfern, das sich auch auf die Jugend übertrug. Es wurde Gewohnheit, dass sich an den Sonntagnachmittagen die jungen Burschen und größeren Schuljungen aus beiden Dörfern vor dem Haseder Busch und bei der Brücke anödeten und Klopperei anfingen, bis um 1900 wir Lehrer dazwischen kamen. Die Haseder Kinder werden aber heute noch angerempelt, wenn sie durch Klein Giesen müssen. Auch bei Tanzvergnügen gab es stets Klopperei zwischen den Burschen aus Hasede und Klein Giesen, und die Haseder sangen auf ihrem Tanzboden mit Vorliebe das Spottlied: „Dea lütschen Jöischen hebbet en dreibeind Perdt, dean hebbet se’t Fell von Moase gehrt. Dea Lütschnjöischen Mäkens sind sau blnk un sau glatt, se draget dean Sand innner Köipen na'r Stadt".

Kleingiesen  betrieb früher einen lebhaften Kleinhandel mit weißem Streusand, als die Holzfußböden noch gescheuert und zum Sonntag mit Sand bestreut wurden. Der Arbeiter Heinrich Bode war früher Sandjer d.i. Sandhändler in Kleingiesen – „kann wol seggen“.

Quelle: Heimatverein Giesen e.V., Katharina Schrader