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Schriftgut & Überliefertes

Wer etwas über die Geschichte Nordstemmens erfahren möchte, der kann gleich in zwei unterschiedlichen Ortschroniken stöbern.

Nordstemmen - Von der Vorzeit bis zur Gegenwart
von Heinrich Bartels

Die erste Chronik stammt weitgehend aus der Feder von Heinrich Bartels, der sich Zeit seines Lebens in jeder freien Minute mit der Geschichte seines Heimatortes und der näheren Umgebung beschäftigt hat. Deswegen erhielt er von der Gemeinde Nordstemmen den Auftrag, eine Ortschronik zu verfassen. Bis zu seinem Tode im Jahre 1980 war es ihm jedoch nicht gelungen, diese Chronik zum Abschluss zu bringen. Seine beiden Töchter Adelheid Berker und Irene Wagner setzten sich schließlich zum Ziel, das Werk ihres Vaters zu vollenden. 1983 wurde die Chronik Nordstemmens unter dem Namen ihres Vaters veröffentlicht und von Adelheid Berker Jahre später überarbeitet und aktualisiert, so dass 1997 eine zweite Auflage in Druck gehen konnte.

Es war einmal… in Nordstemmen - Die Vergangenheit für die Zukunft bewahren
von Hans Kleuker

Das zweite Werk erschien im Jahre 2014. Hans Kleuker, der ebenfalls in Nordstemmen aufgewachsen ist, stellt in seiner Chronik die historische und wirtschaftliche Entwicklung Nordstemmens dar und erläutert dieses vor allem anhand einiger Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe, die für die Entwicklung seines Geburtsortes von wesentlicher Bedeutung waren.

Geschichtlicher Rundgang durch Nordstemmen

Die Tochter Heinrich Bartels, die derzeitige Ortsheimatpflegerin Adelheid Berker, konzipierte 2012 einen geschichtlichen Rundgang mit Hilfe von Informationstafeln, die an verschiedenen Standorten in Nordstemmen aufgestellt sind. Die erste Tafel am Rathaus vermittelt außerdem einen Überblick über den Rundgang, an dem sich Interessierte orientieren können.

Hier berichtet Frau Berker über ihre Beweggründe, den Rundgang ins Leben zu rufen.

Wie kommt jemand auf die Idee, einen „Geschichtlichen Rundgang“ zu entwickeln?

Eine Gemeinde, die alte Sachen gerne „entsorgte“, wenn sie wieder mal in neue Räume umziehen musste ...

Der Nationalsozialismus, der im Ort totgeschwiegen wurde, darüber sprach man nicht, der aber nie vergessen werden darf ...

Mein Vater, der gern Geschichte studiert hätte, Lehrer werden wollte, aber die elterliche Bäckerei übernehmen musste, weil er der älteste Sohn war. So war das damals! Der aber als Bäcker- und Konditormeister (Innungsobermeister) seine gesamte Freizeit in die Geschichtsforschung seiner Heimat steckte und die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit in den örtlichen Zeitungen veröffentlichte ...

Wir, seine Töchter, durften Lehrerinnen werden und seine Artikel Korrektur lesen. Unsere ständige Kritik: „Vater, du musst kennzeichnen, wenn du etwas zitierst und die Quellen angeben.“ Tja, Gänsefüßchen hat er schließlich gesetzt, aber zum Thema Quelle war stets seine Antwort: „Es reicht, wenn ich weiß, wo das steht. Die Leute werden sich noch wundern, was ich alles herausgefunden habe.“

Er wurde Ortsheimatpfleger und erhielt 1977 den Auftrag, die Chronik des Ortes zu erstellen. Als er im Mai 1980 plötzlich verstarb, war seine Ortschronik schon fast fertig, geschrieben im „Zwei-Finger-Suchsystem“. Im Juni wollte ein Vertreter der Gemeinde das Archivmaterial bei mir abholen. Ihr Archivmaterial? Kein Blatt würde ich herausgeben, das war das Lebenswerk und Eigentum meines Vaters! Ich wollte die Chronik selbst fertigstellen, damit sie unter dem Namen meines Vaters erscheinen würde!

So wurde ich Ortsheimatpflegerin und vollendete zusammen mit meiner Schwester Irene das Lebenswerk unseres Vaters. Wir konnten schließlich drei Jahre nach seinem Tod die Chronik im Herbst 1983 mit Unterstützung der Volksbank präsentieren.

2007, frisch in den Ruhestand versetzt, kam mir die Idee zu den Info-Tafeln, und immer, wenn ich der Meinung war, ich hätte alle geschichtlich interessanten Themen bearbeitet, fiel mir die nächste Sache ein. Erst waren es 7 Tafeln, dann kamen das Handwerker- und Getreideviertel dazu, schließlich der Brunnenhof. Im Rahmen des Projekts Spurensuche „Jüdisches Leben in der Gemeinde Nordstemmen von 1920 bis 1950“ entstanden zwei weitere Info-Tafeln, die Tafel am Mohrlüderhaus und die Stolpersteine wurden verlegt.

Jetzt, da die Ziegelei-Tafel dem Betrachter erzählt, was damals in der Dampfziegelei alles hergestellt wurde und auf den Gleisen, die der Bauhof für mich gerettet und wieder verlegt hat, eine historische Kipplore steht, die ich aus dem Bestand des ehemaligen Feldbahnmuseums in Hildesheim erwerben konnte, glaube ich wieder einmal, dass es nun keine historisch interessanten Dinge mehr in Nordstemmen gibt, über die ich noch berichten könnte ...   Schau’n wir mal.

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Adelheid Berker, Ortsheimatpflegerin

Der Geschichtliche Rundgang umfasst 14 Infotafeln zu folgenden Themen: Johannisschule (heute Rathaus), Stolpersteine, Wege-/Zollhaus, Kirchbrink, Feuerbrunnen, Judenfriedhof, Brunnenhof, Jüdisches Leben in Nordstemmen 1920 bis 1950, Mühle/Synagoge/Gemeindeverwaltung, Mohrlüderhaus, Bahnhof, Handwerkviertel, Getreideviertel und Ziegelei. Alle Tafeln können Sie sich hier in einem PDF-Dokument ansehen.

Interessierten bietet Frau Berker eine kostenlose und etwa 90 Minuten umfassende Führung durch Nordstemmen an. Wer mitmachen oder mehr darüber erfahren möchte, kann sich direkt bei Frau Berker unter der Tel.Nr. 0 50 69/ 64 94 melden.