Geschichte
Geschichtliches
Sillium ist ein kleiner Ort am Fuße des 218 Meter hohen Wohldenbergs und an der Kreisstraße 308 gelegen. Die Geschichte des Dorfes ist eng verbunden mit der Geschichte der Grafen vom Wohldenberg, deren Sitz die Burg auf dem Gipfel des Berges war. Sie waren Hauptgrundbesitzer im Dorf und überließen im Jahre 1309 nach dem Tode Heinrich V. ihr Gut dem Bischof von Hildesheim, nachdem sie schon 1275 die Burg Wohldenberg an Bischof Otto I. verkauft hatte. So entstand die bischöfliche Domäne Sillium, die über Jahrhunderte im Besitz der katholischen Kirche blieb.
1963 stellte der letzte Domänepächter den Betrieb zur Aufteilung zur Verfügung. Die Ländereien gingen in den Besitz von ansässigen landwirtschaftlichen Betrieben und die Gemeinde Sillium über. Die Gemeinde verkaufte ihren Anteil im Jahre 1967. Der neue Eigentümer sowie auch sein Nachfolger ließen die Gebäude der Domäne zum großen Teil abreißen. Hiervon sind nur das alte Herrenhaus und die diesem gegenüberliegende Schäferscheune als letzte der ursprünglichen Wirtschaftsgebäude erhalten geblieben. Auf dem übrigen Gelände entstanden Baugrundstücke.
Heute hat Sillium keine besondere wirtschaftliche Bedeutung mehr. Seine verkehrsgünstige Lage zu A7 und A39 sowie zur B6 und B444 und seine landschaftlich reizvolle Umgebung hatten jedoch zur Folge, dass sich seit 1950 in insgesamt vier Neubaugebieten Familien niederließen.
Der Ort hat sich seinen ländlichen Charakter bewahrt, denn noch sieben Vollerwerbs-Landwirte bewirtschaften die umliegenden Ackerflächen. Drei von ihnen halten Milchvieh oder züchten Schweine und Gänse, Hühner, Schafe und Pferde sind in Sillium keine Seltenheit.
Seit 1974 gehört Sillium mit neun weiteren Orten zur Gemeinde Holle und hat heute gut 700 Einwohner.
Im Wappen Silliums kommt die historische Verbindung der Ortschaft und dem Wohldenberg zum Ausdruck. Es zeigt ein Bild der Burg Wohldenberg, das der Grabplatte Bischof Ottos I. im Kreuzgang des Hildesheimer Domes zu Hildesheim entnommen wurde. Auf dieser hält der Bischof das Modell der Burg im Arm, das Burgmodell trägt dort die Inschrift Woldenberch. Den oberen Rand des Wappens bildet der Wohldenberger Turnierkragen.
Hier ein paar Eindrücke von Sillium und der Burg Wohldenberg:
Historische Baulichkeiten
Matthäuskirche
Zu finden: An der Kirche
Die erste Kapelle von Sillium wurde 1641 im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges, ebenso wie die Burg Wohldenberg, verwüstet. An gleicher Stelle entstand eine Fachwerkkapelle, die am 12.September 1879 einem Brand zum Opfer fiel. 1883 konnte ein neues Kirchengebäude in roter Klinkerbauweise nach mehrjährigem Wiederaufbau eingeweiht werden.
Schäferscheune
Zu finden: Parkstraße
Zusammen mit dem alten roten Herrenhaus gegenüber ist die Schäferscheune das letzte noch erhalten gebliebene Gebäude der Domäne Sillium und erinnert an die Glanzzeiten des Amtes Wohldenberg. Alle weiteren Gebäude wurden nach Auflösung der Domäne von den nachfolgenden Besitzern abgerissen.
Die Schäferscheune ist ein großes, aus Bruchsteinen erbautes Gebäude. Ein Teil des für den Bau der Scheune verwendeten Baumaterials stammt vermutlich aus der Mauer der 1641 zerstörten Burg, deren Ruine bis 1858 weitgehend abgetragen war. Die Scheune wurde in den vergangenen Jahren aufwendig und von Grund auf saniert und steht unter Denkmalschutz. Heute bietet sie Platz für Veranstaltungen aller Art wie zum Beispiel das Erntedankfest, Gemeindefeste, Tanzvorführungen oder Public Viewing.
Burg Wohldenberg mit St.-Hubertus-Kirche
Zu finden: Wohldenberg
Ein Opferstein auf dem 218 Meter hohen Wohldenberg deutet darauf hin, dass schon in vorchristlicher Zeit kultische Handlungen an diesem Ort stattgefunden haben. Eine erste Burg entstand zwischen den Jahren 1153 und 1160, 1172 wird erstmals der Sitz der Familie des Ludolf von Wöltingerode erwähnt, die sich von nun an Grafen von Waldenberch nannten. Aus diesem Geschlecht gingen drei Bischöfe hervor, von denen Otto II. zwischen 1319 und 1331 Bischof von Hildesheim war. Seine Verbindung zur Burg Wohldenberg muss eine ganz besondere gewesen sein, denn auf der Abbildung auf seinem Grabstein hält Otto ein Modell seiner Burg stolz in der linken Hand.
Von dieser Burg sind heute nur noch einzelne Gebäudeteile erhalten. In ihrer wechselvollen Geschichte wurde sie mehrfach zerstört und wieder aufgebaut und erlebte nach dem Dreißigjährigen Krieg unter dem Drosten Johann Fr.A. von Bocholtz, der Domherr in Hildesheim und später Dekan am Stift St. Andreas war, eine vorübergehende Blütezeit.
Während seiner Amtszeit wurde der Westflügel der Vorburg, der ehemals als Pferdestall gedient hatte, neu aufgebaut. Er beherbergt seitdem und bis heute das Pfarrhaus. Das Burgtor erhielt als neuen Zugang anstelle der hölzernen Zugbrücke eine steinerne Bogenbrücke, über die man auch heute noch die Burg betritt. Von der damaligen Burganlage sind heute nur noch das Pforthaus mit den zwei Flankentürmen (heute Wohnhaus des Pfarrers und Gästehaus), der Bergfried und Mauerreste der ersten Kirche, die den Heiligen Petrus und Paulus geweiht war, erhalten geblieben. Diese erhebt sich unübersehbar in der Mitte der heutigen Burganlage und war über dem bereits erwähnten und noch heute zu erkennenden Opferstein errichtet worden.
In der Nachfolge der Säkulisation von 1803 wurde die Hauptburg als Steinbruch genutzt und bis 1815 abgetragen. Die wertvollen Sandsteine wurden in den umliegenden Dörfern verbaut und unter anderem für den Bau der Schäferscheune in Sillium genutzt.
Der bedeutendste, während der Amtszeit des Grafen von Bocholtz entstandene Bau innerhalb der Burgmauern ist die 1731 errichtete Hubertuskirche. Die kleine, heute im Rokokostil ausgestaltete Kirche ist ein Schmuckstück mit einzigartiger Ausstrahlung …"für Glaubende und Glaubensferne, für Einheimische und Besucher, für Protestanten und Katholiken, für Wanderer und Pilger, für Fremde und Freunde." ( aus: D.Haunhorst, Flyer zum "Pilgerweg am Wohldenberg"), deren Innenausstattung aus dem Jahre 1731 mit Altar, Gemälden und Statuen im Original erhalten sind. Zu beiden Seiten des Altars stehen die großen holzgeschnitzten Figuren der Apostel Petrus und Paulus, das Gnadenbild auf der linken Altarseite ist unter der Bezeichnung Windelmadonna bekannt.
Über dem reichgestalteten Eingangsportal erinnern ein großes fürstbischöfliches Wappen und die lateinische Inschrift in einer Sandsteintafel an den großzügigen Stifter der Kirche, den einflußreichen Fürstbischof Clemens August von Bayern, der bis zu seinem Tode 1761 auch erster Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim war.
Kerker der Burg
Zu finden: Eingang direkt links im Eingang zur Burg, gegenüber vom Burgcafé
Wer sich gern ein wenig gruseln will, der kann einen Blick in den Kerker der Burg werfen. Hier kann man auch einiges Wissenswertes über die Burg Wohldenberg erfahren.
Neues Amtshaus und altes Wirtshaus
Zu finden: Unterhalb der Burg auf dem Wohldenberg
Etwa 200 Meter unterhalb der Burg Wohldenberg entstand im Jahre 1852 das neue Amtshaus des Amtes Wohldenberg. Nach der Auflösung dieses Amtes bewohnte der Schriftsteller Oskar Meding das Gebäude und verfasste dort bis 1896 zahlreiche historische Romane. Anschließend diente das Haus für einen kurzen Zeitraum als Hotel und ging 1920 in den Besitz des Caritasverbandes der Diozöse Hildesheim über. Heute beherbergen das Amtshaus und weitere neue Gebäude unter dem Namen "Haus Wohldenberg" eine Jugendbildungsstätte der kath. Kirche.
Unweit vom Amtshaus befindet sich außerdem ein altes Wirtshaus aus dem Jahre 1561, das später zu einem Wohnhaus umgebaut wurde und heute privat genutzt wird.