Inhalt

Sehenswert


Aussichtspunkte

Nach Wohlenhausen gehört Jerze zu den höchstgelegenen Orten des Ambergau. Schon von hier aus kann man bei guten Wetterverhältnissen die näher und ferner gelegenen Nachbarorte sehen. Noch besser wird der Überblick über das Ambergaubecken, wenn man Jerze über den Veledaweg in südöstliche Richtung verlässt und wenig später dem Weg zum alten Wasserbehälter und weiter zum Wald bergauf folgt.


Monumente

Ehrenmal auf dem Kirchplatz

Zu finden: Kirchhof, Veledaweg

Mit einem Ehrenmal auf dem Kirchhof gedenken die Jerzer ihrer im 1. und 2. Weltkrieg Gefallenen.

Grabeinfassungen der Familie Strauß

Zu finden: Kirchhof, Veledaweg

Als letzte Überreste einer Grabstelle steht zu Füßen des Kirchturmes ein noch erhalten gebliebener Teil der Grabeinfassung des Gutsbesitzers Heinrich Strauß und seiner Ehefrau. Beide wurden auf dem alten Friedhof an der Kirche beerdigt. Seit der Wende vom 19. zum 20. Jh  beerdigen die Jerzer ihre Verstorbenen auf dem Friedhof am nördlichen Ortsrand.

Gedenkstein zur 850-Jahr-Feier

Zu finden: vor dem Feuerwehrhaus, Bornumer Str.

Im Jahre 1993 feierte man in Jerze den 850sten Dorfgeburtstag. Zu diesem Anlass stellten die Jerzer einen Findling mit Bronzeplatte vor ihrem Feuerwehrhaus auf.


Historische Baulichkeiten

St.-Gertrud-Kirche

Zu finden: Veledaweg

Die Jerzer Dorfkirche ist ein romanischer Kirchenbau und wurde der Hl. Gertrud von Nivelles geweiht. Gertrud wurde im Jahre 626 geboren und 652 erste Äbtissin des Klosters in ihrer Geburtsstadt. Sie war für ihre Zeit außerordentlich gebildet, auch als Schriftstellerin und Lehrerin tätig und setzte sich vor allen für die Bildung der weiblichen Jugend ein. Ihr großer und barmherziger Einsatz an Armen und Kranken und ihre Bemühungen bei der Betreuung von Pilgern und Gefangenen führten dazu, das sie zur Patronin nicht nur von Kirchen, sondern auch Krankenhäusern und Herbergen ausgewählt wurde. Nahelegend ist die Namensgebung der Jerzer Kirche daher auch durch ihre Nähe zum Königsweg zwischen Brüggen, Königsdahlum und Werla, auf dem viele Reisende unterwegs waren. W. Meissner, der vor einigen Jahren auf Wunsch der Kirchengemeinde einen Kirchenführer zur Gertrud-Kirche verfasst hat, hält es durchaus für möglich, dass der alte Reiseweg auch über Jerze und somit identisch mit der Linienführung der heutigen Straße nach Nauen verlief. Nachweise gibt es für diese Vermutungen allerdings bis heute nicht.

Auch über das genaue Gründungsjahr gibt es keine eindeutigen Quellen. Auffällig ist, dass die Kirche auf dem Grundstück des größten Anwesen des Dorfes, dem Schriftsassenhof, errichtet wurde. Sie stand somit als „Eigenkirche“ auf privatem Grund des hier ansässigen Rittergeschlechts von Jerze und ist von diesen möglicherweise errichtet worden, um die seelsorgerische Betreuung der Dorfbewohner zu ermöglichen. Einen festen Pfarrsitz hatte Jerze allerdings nicht. W. Meissner schließt diesen in seinem ausführlichen Kirchenführer aus, da Jerze mit anfangs 100 bis 150 Einwohnern schon immer sehr klein war. Entsprechend gering waren die Amtshandlungen wie Taufen und Beerdigungen, auch wenn die Geburten- und Sterberate unvergleichbar höher war als heute. Neben diesen wesentlichen Aufgaben der Pfarrer wurden Messen meist nur zu besonderen Anlässen gelesen. Regelmäßige Gottesdienste fanden nicht statt ... Mit dem Verkauf des Dorfes im Jahre 1317 ging auch das Patronatsrecht an das Kloster Frankenberg in Goslar über, nach einem Patronatsstreit im Jahre 1371 war die Jerzer Kirche bis in das 16. Jh. hinein Mutterkirche für die südöstliche Region des Ambergau. Nach der endgültigen Einführung der Reformation wurde 1568 eine eigene Pfarrstelle im Nachbarort Ortshausen eingerichtet, Jerze damit verbunden und von nun an von dort aus mitversorgt. Erst 1976 wurden beide Kirchengemeinden mit dem Pfarramt in Bornum verbunden. Seit dem 1. Januar 2019 sind die drei ehemaligen selbstständigen Kirchengemeinden Bornum, Jerze und Ortshausen nunmehr zur neuen Kirchengemeinde „Bornum-Jerze-Ortshausen“ fusioniert.

Die St.-Gertrud-Kirche mitten im Ortskern von Jerze ist ein Bruchsandsteinbau mit flachgedecktem, massiver Schiff und gleich breitem, querrechteckigen mit ihm nicht bündigem Turm. Obwohl ihr genaues Gründungsdatum nicht urkundlich belegt ist, gehört sie zusammen mit der Martinskirche in Bültum vermutlich zu den ältesten Kirchen im Ambergau.

Der auch als „Westwerk“ bezeichnete Turm der Jerzer Kirche ist ein typisches Merkmal romanischer Architektur, das in dieser Region mehrfach anzutreffen ist. Bauwerke dieser Art sind zum Teil schon im 10. Jh. entstanden. In der Regel waren diese Westwerke ursprünglich eigenständige Gebäudeteile, die häufig als Wehrtürme ausgebaut waren und an die später ein Kirchenschiff angesetzt wurde. Dieses ist auch im Jerzer Mauerwerk noch heute zu erkennen. Ob das Jerzer Westwerk schon eine Ausgangstür hatte, lässt sich nicht mehr nachweisen. Über dem heutigen Kirchenportal ist in fünf Metern Höhe jedoch ein zugemauerter Ausstieg zu erkennen. Sicher ist, dass der jetzige Kirchenraum sehr viel später als der Turm entstand, über die Bauweise des alten Kirchenschiffs ist jedoch nichts bekannt.

Vermutlich wird auch die St.-Gertrud-Kirche während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges schweren Schaden genommen haben. 1651/52 übernahm der bis dahin im Klosters Frankenberg in Goslar verantwortliche Burchard Schwarzkopf den Schriftsassenhof in Jerze. Der Schriftsassenhof unterschied sich von gewöhnlichen Bauernhöfen dadurch, dass er sich in keinem gutsherrlichen Abhängigkeitsverhältnis befand und von bäuerlichen Lasten befreit war. Im Zusammenhang mit dem Erwerb seines Besitzes in Jerze waren Schwarzkopf weitere Rechte zugefallen und es ist wahrscheinlich, dass er damit auch das Patronat der Kirche wahrnahm und Renovierungsmaßnahmen initierte. Die Rechnungsbücher dieser Zeit weisen eine Vielzahl von Baumaßnahmen aus.

Auch nachdem Schwarzkopf Jerze 1686 wieder verließ, waren immer wieder Reparatur- und Instansetzungsarbeiten an Kirchturm- und schiff notwendig, die in den Kirchenbüchern festgehalten wurden.

In den Jahren 1850/52 und 1879/81 wurde die Kirche umfangreich umgestaltet und der bis dahin stumpfe Turm erhielt eine achteckige Turmspitze. An den Umbaumaßnahmen waren zahlreiche Handwerker verschiedenster Gewerke aus der Umgebung beteiligt. W. Ackenhausen erwähnt u.a. die neue farbige Ausgestaltung des Innenraumes, die Entfernung der Priechen und Erneuerung des Gestühls, die Anschaffung eines neuen Altars und einer neuen Kanzel und die Instandsetzung der Turmuhr. Die alte Glocke aus dem Jahre 1699 wurde durch eine neue Glocke des Glockengießers Bartels in Hildesheim ersetzt.

Man betritt die St.-Gertrud-Kirche heute durch das romanische Kirchenportal im Westturm und gelangt zunächst in einen kleinen Vorraum mit den beiden Seitentüren zum Turm und zur Orgelempore. Durch eine weitere Türöffnung tritt man in das helle Kirchenschiff. Der ehemals rechteckige und schlichte Saalbau wurde 1850/52 durch den Einbau von zwei kleinen Seitenräumen für die Sakristei und den Aufgang zur Kanzel an der Stirnseite ergänzt, sodass ein Altarraum mit Apsis entstand. Dieser wurde um drei Stufen höher gelegt. Vor den Stufe steht mittig ein Taufstein aus Völpker Sandsteinaus der Werkstatt des Bildhauers Carl Strümper aus Braunschweig, der auch das Kruzifix über dem Altar gefertigt hat. In der Mitte des Taufbeckens befindet sich eine Vertiefung, in die für eine Taufe heute eine Taufschale für das Taufwasser eingesetzt werden kann.

Im Altarraum steht ein durch zwei Säulen getragener Altartisch, der ebenso wie der Taufstein in Teilen farbig bemalt wurde. Auf einer dritten Säule in der Altarmitte steht das 2,80 m hohe Kruzifix. Zu beiden Seiten des Kruzifix hat der Altartisch je eine figürliche Darstellung in einem rundbogigen Aufsatz. Auf der linken Seite erkennt man hier Gott Vater mit einer goldenen Königskrone und einer Hostiendose, auf der rechten Seite Jesus Christus mit Kelch.

Die Seitenwände und Stirnwand des Altarraumes sind mit einer farbkräftigen Ornamentik ausgemalt. Die drei romanischen Fensteröffnungen der Apsis sind ebenfalls farbenprächtig gestaltet. In ihnen sind von links nach rechts und von unten nach oben gesehen neun Szenen aus der Heilsgeschichte des christlichen Glaubens zu sehen (Geburt Jesu, Anbetung der Weisen, Taufe Jesu, die Bergpredigt, Kreuzigung Jesu, Jesus nach der Kreuzabnahme in den Armen seiner Mutter, Grablegung, Auferstehung und Pfingstdarstellung). Die Fenster sind, ebenso wie die der Stiftskirche in Königslutter, nach Entwürfen von August von Essenwein von der Kunstanstalt für Glasmalerei Gebr. Fischer in Braunschweig erstellt worden.

Ungewöhnlich ist die außerordentlich farbenprächtige Ausmalung der Gertrudkirche. Sie stammen aus der Hand des Hofdekorationsmalers Adolf Quensen und entstanden im Jahre 1901.

Die Wandmalerei über den drei Fenstern zeigt Christus, den Weltenherrscher und zu seinen Seiten Sonne und Mond.

Auch die Decken im Altarraum und im Kirchenschiff sind farbig bemalt. In der Apsis erkennt man in der Mitte den Davidstern eingebettet in einen flammenden Strahlenkranz und eingerahmt durch einen sechseckigen Stern und sechs Engelsdarstellungen. Einen weiteren Strahlenkranz sehen wir an der Decke des Kirchenschiffs. Dieser ist umgeben von den zwölf bekannten Tierkreiszeichen, die stellvertretend für den Zyklus des Jahreslaufes stehen.

Auf der linken Seite vor der Apsis befindet sich die figürlich und wie der Taufstein ornamental ausgestaltete Kanzel. Auf der Vorderseite des Kanzelkorbes sind in  Reliefdarstellungen Gott Vater auf einem goldenen Thron und zu seinen Seiten zwei Engels mit Palmzweig zu erkennen.

Der Kanzel gegenüber auf der rechten Seite des Altarraumes hat die Jerzer Kirchengemeinde eine Glasvitrine mit den Kostbarkeiten ihrer Kirche aufgestellt. Hier werden ein 1680 von der Familie Schwarzkopf gestiftetes Altargeschirr, eine Weinkanne und eine Hostiendose aus dem 19. Jh. sowie eine Osiander-Bibel aus dem Jahre 1650, die die Jerzer Kirchengemeinde aus Kirchengeldern selbst erworben hatte, aufbewahrt. Dieses Exemplar ist eine reine Textbibel ohne Illlustrationen. Der biblische Text ist in der Übersetzung Martin Luthers in drei Spalten gegliedert und wird durch den umfangreichen Bibelkommentar Lucas Osianders, einem Enkel des Reformators Andreas Osiander, ergänzt. Während die Bibel als museales Stück heute in Gottesdiensten nicht mehr genutzt werden kann, sind die alten und kostbaren Abendmahlsgeräte nach wie vor und regelmäßig während der Abendmahlsfeiern in Gebrauch.

Eine Orgel gehörte zur St.-Gertrud-Kirche schon seit dem Jahre 1785. Sie musste im Laufe der Zeit und infolge der ständig schwankenden Luftfeuchtigkeitsverhältnisse immer wieder gewartet und instand gesetzt werden, bis sie 1972 schließlich nicht mehr bespielbar war. Seit 1986 wurde auf Initiative aus der Kirchengemeinde für eine neue Orgel gesammelt, bis man 2004 die Orgel der in Freden/Leine aufgegebenen katholischen St.-Hedwig-Kirche erwerben und einbauen lassen konnte. Dabei konnte der alte Orgelprospekt wieder genutzt werden.

Wer noch weitere Informationen zur Jerzer Dorfkirche wünscht, findet diese im detaillierten Wegweiser des ehemaligen Pastors Wolfgang Meißner aus Mahlum, die Bilder darin stammen von Pastor Johannes Hirschler. Der über 70-seitige und Heftform gebundene Kirchenführer ist gegen eine Spende von drei Euro bei der Druckerei Lühmann in Bockenem oder direkt in der Kirche erhältlich.

Die Jerzer Kirche ist nur zu Gottesdienstzeiten geöffnet und kann nur vor oder nach diesen besichtigt werden. Informationen dazu finden sich unter http://www.kirchengemeinde-bornum.de/index.php

Gutshof (Sälzer-Steinhoff)

Zu finden: Veledaweg

Den gesamten südwestliche Teil Jerzes nimmt das Gut Sälzer-Steinhoff ein. Der Gutshof von Jerze liegt direkt neben der Kirche und ist das älteste noch erhaltene Wohngebäude des Ortes. Der ursprünglich mit der Nr. 1 versehene Hof war der Adelshof der Familie von Jerze und blieb in der weiteren Geschichte des Dorfes immer das größte Anwesen. 1621 bewirtschaftete man mit 150 Morgen ein Viertel der Jerzer Ackerfäche, und später erhöhte sich dieser auf 40 Prozent. In einer Dorfbeschreibung von Brakebusch aus dem Jahre 1758 wird das Gut als Schriftsassenhof bezeichnet und ist im Besitz des Geheimen Rats von Cramm. 1826 wird er als Freisassenhof erwähnt. Zu dieser Zeit gehört eine Schäferei mit 700 Tieren zum Besitz des Gutes. 1850 wird der Amtmann Strauß sein Besitzer, und neuer Besitzer im Jahre 1916 Wilhelm Grotefend. Zwölf Jahre später übernimmt der Landwirt Christian Sälzer das Gut zunächst in Pacht, 1953 wird es sein Eigentum. Seitdem ist es im Besitz der Familie Sälzer. 1995 ging das Erbe von Christians Sohn auf die Enkeltochter Gesa Sälzer-Steinhoff über.

Das Gelände des Gutshofes betritt man durch ein großes Tor. Ein besonderes Schmuckstück ist das Gutshaus im Fachwerkstil, dessen Mittelteil aus dem Jahre 1701 stammt. Die Anbauten auf beiden Seiten entstanden später.

Über die Dorfgrenzen hinaus bekannt war das Gut Sälzer-Steinhoff über viele Jahre durch eine jährlich im November durchgeführte Hubertusjagd. Diese lockte oft Hunderte von Besuchern an. Die letzte Jagd hoch zu Ross fand 2010 statt.

Einen besonderen Namen hat sich das Gut außerdem mit der erfolgreichen Zucht von Hannoveraner-Pferden gemacht. Zusätzlich zum Zuchtbetrieb bietet man hier Gastpferden Unterkunft und Pflege. Darüber hinaus wird Reitunterricht erteilt.