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Geschichte


Geschichtliches

Seine erste urkundliche Erwähnung findet der Ort im Jahre 1131 unter dem Namen Gravesthorp. Zahlreiche Ausgrabungsfunde am südöstlich von Grasdorf gelegenen Oheberg belegen schon steinzeitliche Lager- und Jagdplätze, andere Funde wie Grenz- und Wallanlagen deuten auf fränkische Ansiedlungen hin. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich das Kloster Derneburg zum größten und einflussreichsten Grundbesitzer. Darüber hinaus erwarb die Katholische Kirche ebenfalls umfangreiche Ländereien in Grasdorf, denn 1330 erbaute Bischof Otto II. aus dem Hause Wohlenberg dort eine Kapelle. Fortan stand fast ganz Grasdorf unter dem Einfluss der Kirche und hatte in der Folgezeit unter den Auswirkungen der Religionskriege zu leiden. Nach der Hildesheimer Stiftsfehde und der Reformation wurde der Ort schließlich mehrfach von durchziehenden Kriegstruppen verwüstet und geplündert.

Darüber hinaus litt Grasdorf unter einer über Jahrhunderte andauernden Umweltbelastung, die durch den Erzbergbau im Harz hervorgerufen wurde und deren bleihaltigen Abwasser die Wiesen und Felder entlang der Innerste vergiftete.

Zu Anfang des 18. Jahrhundert begannen die Grasdorfer Bürger damit, ihre durch Kriege zerstörten Häuser durch Fachwerkhäuser im nordthüringischen Baustil zu ersetzen. Um 1840 wurden die Bauern vom Grafen zu Münster unabhängig, bei dem sie bis dahin ihren Zehnt zu entrichten hatten. Die Ablösesummen in Höhe von 20.000 Goldtalern wurde mit der bespannten Pastorenkutsche bei der Gräflich-Münsterischen Gutsverwaltung abgeliefert.

Nach Um- und Neubauphasen nach dem 2. Weltkrieg hat sich Grasdorf trotz nach seiner Zweiteilung durch den Bau der Bundesstraße 6 zu einer Ortschaft mit geschlossenem und harmonischen Gesamtbild entwickelt. Heute ist Grasdorf bekannt für seine zahlreichen und erfolgreichen Verschönerungsmaßnahmen und sein besonderes Bürgerengagement im Rahmen von Dorferneuerung und Naturschutz. Mehrfach hat Grasdorf am Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden teilgenommen, dabei fünfmal den ersten Rang in der Kreisausscheidung errungen und 1977 den dritten Platz im gleichnamigen Bundeswettbewerb erreicht. Das Ortsbild wird heute sowohl von seinen landwirtschaftlichen Betrieben, wie auch von dem am östlichen Ortsrand gelegenen Gewerbegebiet geprägt und kann auf eine besonders gute Verkehrsanbindung durch die Nähe zu den Autobahnen 7 und 39 und den Bundesstraßen 6 und 444 zurückgreifen. Viele Berufspendler, die ihrer Arbeit in den umliegenden Ballungszentren nachgehen, haben sich in den vergangenen Jahren hier niedergelassen.

Seit 1974 gehört Grasdorf mit neun weiteren Dörfern zum Gemeindeverbund Holle und ist mit circa 800 Einwohnern sein drittgrößter Ort.

Das Grasdorfer Wappen zeigt eine Glocke auf rotem Grund erinnert an die Glocke der evangelischen Nikolai-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die sich heute im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim befindet. Der schwarze Turnierkragen auf goldenem Grund oberhalb der Glocke ist zurückzuführen auf den Turnierkragen aus dem Wohldenberger Wappen.


Historische Baulichkeiten

Mehrere Fachwerkhäuser

Zu finden: Im Ortskern, zum Beispiel Am Damm und Hildesheimer Straße

In Grasdorf sind einige schöne Fachwerkhäuser zu bewundern. Stellvertretend genannt werden hier das Burgdorfsche Fachwerkhaus in der Straße Am Damm aus dem 18. Jahrhundert, in dem früher ein Tischler seine Werkstatt hatte, die Gebäude des Harenbergschen Hofs in der Hildesheimer Straße und der unter Denkmalschutz stehende Brandesche Hof, Am Damm/Hildesheimer Straße.

St.-Marien-Kirche (katholische Autobahnkirche)

Zu finden: Hildesheimer Straße 8 - 10

Beide Kirchen von Grasdorf sind Rastplätze für die Seele, d.h. Autobahnkirchen. Sie liegen in Sichtweise zu einander an derselben Dorfstraße und sind von der Abfahrt 63 Grasdorf/Salzgitter an der A7 und der Abfahrt 22 Baddeckenstedt von der A39 zu erreichen. Die Beschilderungen an der B6 aus Richtung Hildesheim beziehungsweise Goslar weisen schnell den Weg.

Die katholische Marienkirche wurde im 14. Jahrhundert als Sühnekirche gestiftet. Erstmals erwähnt wird ein Pfarrer Hildebrandus sacerdos de Gravestorp zwar schon im Jahre 1209, sicher urkundlich belegt ist eine Kapelle mit dem Patrozinium Beatae Mariae erst 1330, als Bischof Otto II. aus dem Hause Wohldenberg eine Kirche stiftete und diese mit Grundbesitz ausstattete. Otto II. hatte die Kirche vermutlich in Erinnerung an den gewaltsamen Tod des Grafen Heinrich zu Wohldenberg Ende des 13. Jhd. in Grasdorf erbauen  lassen. Das Patronatsrecht wurde dem ältesten Dompropst aus dem Hause Wohldenberg übertragen und die Mitglieder der Familie feierte hier ihre wöchentlichen Messen. Neben diesen persönlichen und familiären Gründen wird der Einfluß und die Präsenz des Derneburger Klosters mit seinen umfangreichen Besitztümern in Grasdorf ebenfalls Ausschlag gebend für die Gründung einer Eigenkirche gewesen sein.

Nach Zerstörungen und Verfall in den folgenden Jahrhunderten wurde die Kapelle nach 1648 wieder hergestellt, einen Glockenturm erhielt sie jedoch erst im Jahre 1936.

Am 8. Dezember 2001 wurden zehn vom Düsseldorfer Künstler Thomas Jessen geschaffene Fenster eingeweiht. Acht Fenster zeigen Szenen aus dem Leben der Gottesmutter. Auf der linken Seite sehen wir die Verkündigung durch den Engel Gabriel, die Geburt Jesu, die Darstellung Jesu im Tempel und die Hochzeit zu Kanaa, auf der rechten Seite Karfreitags-, Oster- und Pfingstdarstellungen, sowie die Aufnahme Mariens in den Himmel. In zwei weiteren Fenstern in Höhe der Orgelempore sind links der Heilige Johannes Nepomuk und rechts der Heilige Laurentius zu erkennen.

Das Pfarrhaus, ein Fachwerkbau direkt rechts neben der Marienkirche, stammt von 1789.

Nikolaikirche (evangelische Autobahnkirche)

Zu finden: Hildesheimer Straße 37

Die Nikolaikirche in Grasdorf wird erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt, ihr beeindruckender Turm, der zeitweise Wehrturm war, geht auf die romanische Zeit zurück. Das Kirchenschiff wurde später an den Turm angebaut und in einem letzten Abschnitt erhielt die Kirche die Apsis im Osten.

Rechts neben dem Zugang zum Turmraum ist ein Wappenstein eingemauert. Es trägt die Namen und Wappen des Kirchenpatrons Johann Friedrich Leopold von Stopler und seiner Frau Anna Ilsa von Guldenfeld. Er ließ die Kirche 1717 umgestalten.

Mehr als 200 Jahre zuvor hatte Herzog Heinrich d. Jg. von Braunschweig seinem Kanzler Dr. Johann Stopler als Dank für seine Verdienste 1553 den Besitz der ohne Nachkommen gebliebenen Familie von der Linde u.a. in Lechstedt, Wehrstedt und Binder als Lehen übertragen. Dadurch kam das Patronat über die zugehörigen Kirchen in diesen Orten und auch zur Nikolai-Kirche in Grasdorf an das Geschlecht Stopler. Johann Stoplers Nachkommen wurden später in den Adelsstand erhoben, Johann Friedrich Leopold ließ neben der Grasdorfer Kirche auch die Gotteshäuser in Lechstedt, Wehrstedt und Binder neu errichten oder verändern. Diese vier sind daher auch unter dem Namen „Stopler-Kirchen“ bekannt.

Eine sensationelle Entdeckung machte man im Rahmen von Sanierungsarbeiten der Fassade der Nikolaikirche Anfang 2016, denn über das Gerüst am Kirchturm konnte man die Uhrschlagglocke für eine Aufarbeitung abnehmen und endlich genauer betrachten. Der Glockensachverständige der Landeskirche Hannover konnte anschließend mitteilen, dass diese Glocke bereits Ende des 12. Jahrhunderts produziert wurde und somit zu den ältesten Exemplaren im Hildesheimer Land zählt. Es ist nicht auszuschließen, dass sie zum Originalgeläut der 1178 erstmals urkundlich erwähnten Kirche gehörte. Eine ähnlich alte Glocke hatten die Grasdorfer bereits 1909 an das Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum verkauft und diese durch zwei neue Glocken ersetzt. Diese Glocke steht zurzeit als Leihgabe und noch für etwa zwei Jahre im Turmraum der Kirche.

Von der kleineren Schwester, die ihnen schon seit einem dreiviertel Jahrtausend die Stunden schlägt, werden sie sich nun sicher nicht trennen.

Das Kirchenschiff wurde bis zum heutigen Tag mehrmals umgebaut. Die Jahreszahl 1756 in der südlichen Seitenwand weist auf das Jahr eines solchen Umbaus hin, der Kirchenraum seitdem barock ausgestaltet. Kanzelaltar und Taufbecken stammen aus den Jahren 1730 beziehungsweise 1795.

In der Nordwand befindet sich eine kleine Nische, die ursprünglich eine Öffnung nach außen hatte. Ob sie als Sakramentsnische zur Austeilung des Abendmahls an Kranke außerhalb der Kirche diente oder ein Wassergefäß für Weihwasser enthielt und als Piscina-Nische genutzt wurde, ist heute nicht bekannt. Ganz sicher wurde jedoch nicht - wie aktuell - ein Uhrgewicht darin aufbewahrt. Dieses Uhrgewicht ist ein Geschenk des katholischen Pfarrers vom benachbarten Wohldenberg aus dem Jahr 2017 und steht sinnbildlich für seine Überzeugung, dass Kirchen heute ein „Gegengewicht“ guttut.

Erfreulicherweise konnte auch die Akustik im Kirchenschiff verbessert werden. Da die Kirchengemeinde regelmäßiger Veranstalter von Orgelkonzerten ist, werden Besucher den Klang der 2007 überarbeitete Furtwängler- und Hammer-Orgel nun noch mehr genießen können.

Nach wie vor haben Kirchenbesucher täglich die Möglichkeit, auf Knopfdruck leiser Orgelmusik dieser spätromantischen Orgel zu lauschen.

Die Nikolaikirche ist nicht nur Autobahn-Kirche, sondern seit dem 1. Juni 2014 auch die erste Radwegekirche im Kirchenkreis Hildesheimer Land/Alfeld und erste und bisher einzige des Innerste-Radweges von Buntenbock im Oberharz bis Sarstedt Ruthe, der die Welterbe - Stätten von Harz und Hildesheim verbindet. In unmittelbarer Nähe befinden sich Park- und Abstellmöglichkeiten für PKW und Fahrräder.

Die beiden (Autobahn-)Kirchen in Grasdorf sind täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Sanitäre Anlagen mit Wickelmöglichkeit sind in beiden Pfarrhäusern jeweils neben der Kirche zugänglich.

Pfarrhaus der Nikolai-Gemeinde

Zu finden: Hildesheimer Straße 37

Das Pfarrhaus neben der Kirche aus dem Jahre 1743 wurde erst vor einiger Zeit renoviert. Im rund um das Haus verlaufenden Balken oberhalb der Fenster und Türen des Erdgeschosses ist ein lateinischer Spruch in gelben Buchstaben zu lesen. Einige Buchstaben sind jedoch rot eingefärbt und ergeben zusammengesetzt eine verdeckte Botschaft. Eine Deutung versuchte der ehemalige Pastor von Holle, Hans-Joachim Dose:

An der Südseite des evangelischen Pfarrhauses in Grasdorf steht in lateinischer Inschrift HORA FUGIT, VIATOR VADE ET VIVE MEMOR LETHI (35 Buchstaben)
Übersetzt heißt das in etwa: Die Stunde entflieht, Wanderer geh' und lebe eingedenk des Todes.
Ein orthographischer Fehler ist, dass im lateinischen letum sich ohne H schreibt.
Der wenig sinnvolle Satz enthält verrätselt einen anderen Satz, der zur geschichtlichen Situation von 1743 passt: HODIE UT VIVAT REFORMATIO LUTHERI VEGEAM (35 Buchstaben)
Übersetzt heißt das: Damit jetzt die Reformation Luthers überlebt, (heute) will ich (muss ich) stark sein.

Die Großbuchstaben auf der Kirchenseite sind A D P S A H G. Diese könnten die Anfangsbuchstaben lateinischer Wörter sein, die Bezug nehmen auf die Jahreszahl 1743, nämlich A.D. für Anno Domini (Im Jahre des Herren). Kaum eine Jahreszahl wurde ohne diesen Zusatz geschrieben. Der Rest deutet sich wie folgt. P = post, S = saeculum, A = alternation, HG = huius gentis. Auf deutsch: Ein Jahrhundert nach dem Regierungswechsel in diesem Gebiet.
Erklärung: 1643, fünf Jahre vor dem Westfälischen Frieden, der den 30-jährigen Krieg beendete, wurde dieses Gebiet, nämlich das Große Stift resituiert, kam von Braunschweig zurück an Hildesheim.

Auf der Südseite sind es zwei Buchstaben:
H + L
für hic locus, (wurde) dieses Haus (oder Gebäude)

Auf der Ostseite kommen folgende Buchstaben in Frage:
L G O G S B
Wobei zu beachten ist, dass die beiden G anders geschrieben sind als sonst, damit sie dem lateinischen C entsprechen.

Deutung:
Largo Cum Opere Communi Status Beate
übersetzt mit deutscher Wortstellung:
Mit großer öffentlicher Unterstützung glücklich (beate) aufgestellt,
Erklärung:
Nach der Kirchenrechnung von 1748 wurde das Pfarrhaus zur Hälfte aus Spenden finanziert.

Zweibogenbrücke mit Wehr und Laves-Fußgängerbrücke

Zu finden: Brücken über der Innerste, Straße von Grasdorf Richtung Holle folgen

Am Ortsausgang von Grasdorf der Straße Richtung Holle folgend findet sich neben der alten steinernen Zweibogenbrücke seit wenigen Jahre auch eine Holzbrücke für Fußgänger, die die im Stil von G.F.Laves, dem Architekten des Derneburger Landschaftsgartens, als Linsenträgerbrücke konstruiert wurde.


Spuren von historischen Produktionsstätten

(Getreide-)Mühle

Zu finden: Mühlenstraße

Die Getreidemühle in der nach ihr benannten Straße ist zum Teil bis heute erhalten geblieben, wird jedoch jetzt zur Stromerzeugung genutzt. Die Reste der alten Getreidemühle sind noch heute zu erkennen.

Bergmühle

Zu finden: Von Grasdorf Richtung Holle kommend vor der Innerste-Brücke links abbiegen

Die seit 1934 stillgelegte historische Bergmühle liegt auf einer kleinen Innerste-Insel in der Nähe von Grasdorf.

Urkundlich erwähnt wurde die Bergmühle im 13. Jahrhundert, laut alten Aufzeichnungen gab es sie bereits 900 nach Christus.

Am Fuße des Ohebergs liegt die Bergmühle versteckt auf einer kleinen Insel, die von der Innerste und den Mühlengraben eingegrenzt wird. Der Berg gab der Wassermühle den Namen.

Die heutigen Eigentümer sagen darüber:

700 bis 800 nach Chr. wurden in Norddeutschland die ersten Wassermühlen gebaut. Es bestand Mühlenzwang, nur die Kirche und Grafen durften eine Mühle betreiben. Die Bergmühle gehörte dem Hochstift Hildesheim an. Die Bergmühle wurde 900 n.Chr. mit einem Hufe Land als Lehen Johann v. Gustedt gegeben. Im 12. Jahrhundert waren die Getreidemühlen die Banken der Mächtigen. Die Bergmühle ist ein Faustpfand des Bischofs von Hildesheim gewesen. 1303 hat Bischof Siegfried die verpfändete Bergmühle an Johann v. Gustedt zurückbezahlt. Nach der Hildesheimer Stiftsfede 1519-1523 gehört die Mühle zu Braunschweig-Wolfenbüttel. 1890 erhielt die Bergmühle eine Turbine und das Mühlrad wurde ausgebaut. Die Turbine wurde 1939 entfernt und bis 1942 stillgelegt. Mein Großvater Erwin Zude kaufte 1961 die Bergmühle vom Kulturamt, seitdem ist die Bergmühle nun im Familienbesitz. 1975 wurde der angrenzende idyllische Campingplatz mit altem Baumbestand angelegt.

Diesem Link folgend gibt es eine Auflistung aller bekannten Müllernamen.