Geschichte
Geschichtliches
Unter dem Namen Barinthune wird dieser Ort 1149 in einer Urkunde Bischof Bernhards erwähnt und schon knapp 200 Jahre später ist sein heutiger Name Barnten zu finden. Vermutlich geht er zurück auf Abt Heinrich von Barnten, einen Vertreter des Geschlechts de Barenthem, das jedoch schon um 1500 ausgestorben war. Die 1990 in der Nähe der Barntener Mühle entdeckten Funde einer Siedlung mit fünf Hausgrundrissen hatten aber darauf schließen lassen, dass bereits 5.000 bis 4.000 vor Chr. Bauern hier sesshaft waren. Die in diesem Zusammenhang entdeckten Gefäße, Schuhleisten, Mahlsteine und Feuersteingeräte sind der Zeit der Bandkeramik (Name abgeleitet von den für diese Zeit typischen bänderartigen Verzierungen auf Gefäßen) zuzuordnen. 2014 wurden im Rahmen von vorbereitenden Arbeiten für die Anlage einer neuen Kiesgrube schließlich noch Spuren eines großen Pfahlbaus entdeckt, der schon vor rund 7.000 Jahren entstanden sein muss. Scherben von Tongefäßen und aus Stein hergestellte Schneidewerkzeuge belegen, dass seine Bewohner hier schon zu dieser Zeit Getreide angebaut und Vieh gehalten haben. Damit belegen die Barntener Funde die erste und früheste bäuerliche Kultur im Landkreis Hildesheim.
Das südlich von Sarstedt und in den Leineniederungen gelegene und über Jahrhunderte bäuerlich geprägte Barnten veränderte sein Dorfbild durch Kiesgewinnung und mehrere Neubaugebiete, seinen alten Dorfkern hat es aber bis heute bewahrt. Seit 1974 gehört es mit neun weiteren Orten zur Gemeinde Nordstemmen und hat heute knapp 1.000 Einwohner. Mit Bau und Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie von Hannover über Alfeld und Göttingen bis nach Kassel Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt auch Barnten einen Haltepunkt, im September 1893 entstand eine Verbindung von Barnten nach Hildesheim. Somit ist der Ort bis heute an das Schienennetz der Deutschen Bahn angebunden. Über die L460 erreicht man mit dem PKW die B3 Richtung Hannover und die B1 das nahe gelegene Hildesheim. Daher ist Barnten auch als ruhiger und naturnaher Wohnort für Familien beliebt. Darüber hinaus verfügt Barnten über eine Grundschule, einen Kindergarten und mit mehreren Vereinen über ein aktives Dorfleben.
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© Verena Bloch
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In Ermangelung eines geschichtlichen Siegels schufen sich die Barntener ihr Wappen erst im Jahre 1931 selbst. In ihm erkennt man die ursprüngliche Bedeutung des Ackerbaus für Leben und Auskommen der Dorfbevölkerung: drei goldene Ähren verteilen sich aufrechtstehend und harmonisch über die ganze Breite des leuchtend roten Schildes. Quer darüber liegen drei rote Maschinenräder einer Mühle auf einem goldenen Band.
Zum Barntener Wappen gibt es auch ein Gedicht.
Historische Baulichkeiten
Katharinenkirche
Zu finden: Barntener Platz
Die Vorgängerin der Katharinenkirche in Barnten, einer einschiffigen Bruchsteinkirche, war eine massive Kapelle, von der in Aufzeichnungen aus dem Jahre 1354 berichtet wird. Diese Kapelle trug den Namen Capella s. Serveri und war eine Stiftung des Bodo von Salder. Die Gründung der Kapelle wird 1356 von Bischof Heinrich von Hildesheim bestätigt. Als Johannes Bugenhagen 1542 die Reformation in Hildesheim einführte, schloss sich auch Barnten der Reformation an und die Kapelle verlor ihre bisherige Bedeutung. Die Bevölkerung besuchte die Gottesdienste in Sarstedt oder im Nachbarort Rössing. Die Erweiterung der Kapelle zum heutigen Kirchenbau fand um 1700 statt, das flachbogige Westportal geht zurück auf das Jahr 1794. Die Kirche, nach der Ehefrau Martin Luthers Katharina von Bora benannt, ist umgeben von einer Bruchsteinmauer von 1712, die letztmalig 1996 sorgfältig restauriert wurde.
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Der ehemals an der Kirche liegende Friedhof wurde eingeebnet, einige Grabsteine sind jedoch bis heute erhalten geblieben. Sie liegen, zum Teil durch einen Teppich verdeckt, im Mittelgang des Kirchenschiffs, fünf Steine wurden an der Südwand der Kirche aufgestellt.
Die Inschriften der an der südlichen Außenwand der Kirche aufgestellten Sandsteinplatten sind zum Teil witterungsbedingt beschädigt und daher nur teilweise lesbar. Es sind die Grabsteine Barntener Bürger, die in den Jahren zwischen 1760 und 1854 auf dem Kirchhof beerdigt wurden.
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© Schulz
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Die Innenausstattung der Kirche trägt die Merkmale des barocken Baustils. Erhalten geblieben ist aus dieser Zeit der Kanzelaltar, während ein wertvolles Kruzifix von 1600 noch aus der mittelalterlichen Vorgängerkapelle stammt. An derselben Wand ist das Weihekreuz der Kirche zu sehen, das erst im Rahmen von Renovierungsarbeiten im Jahre 2005 entdeckt und freigelegt wurde. Die farbigen Glasfenster im Altarraum sind Schenkungen einer Barntener Bürgerin aus dem Jahre 1824. Zwanzig Jahre später erhielt die Kirche ihre Orgel. Sie stammt, wie viele Orgeln im Landkreis, aus dem Hause Furtwängler und Söhne und wurde zuletzt 2015 von Grund auf restauriert.
Zu erwähnen sei an dieser Stelle eine Begebenheit, um die im Sommer 1847 ein heftiger Streit zwischen Kirchengemeinde und Dorflehrer entbrannte. Im Dorfarchiv ist ein Beschwerdebrief an den zuständigen Superintendenten erhalten geblieben, in dem die Gemeinde folgenden Vorwurf erhebt:
Ein Brief an den Superintendenten
Es steht zu hoffen, dass der Dorflehrer ein Einsehen hatte, denn der Kirchplatz blieb noch 30 Jahre Begräbnisstätte des Dorfes. Erst seit 1878 werden die Verstorbenen auf dem neuen Friedhof am Ende der Lampestraße beerdigt.
Edelhof
Zu finden: Landesstraße/Glückaufstraße
Unter Denkmalschutz steht der Torbau eines Edelhofes in Barnten, der auf das Jahr 1592 zurückgeht. In der Mauer aus Kalkbruchstein befindet sich links eine rundbogige Wageneinfahrt, rechts daneben eine Fußgängerpforte. Zwischen den vier Wappensteinen über dieser Pforte erkennt man nicht nur die Jahreszahl der Erbauung des Edelhofes, sondern auch die Wappenteile, aus denen zu entnehmen ist, wer der Bauherr und erste Bewohner dieses Anwesens war:
Das rechte obere Wappen mit Hirsch über einer schräg geteilten unteren Schildhälfte gehörte zur Patrizierfamilie von Brandis aus Hildesheim. Joachim von Brandis war zur Zeit der Entstehung Bürgermeister von Hildesheim, seine Tochter Ursula Hausherrin des Barntener Edelhofes. Das Wappen links daneben zeigt eine Lilie, darüber zwei gekreuzte Stämme mit Astansätzen, die Wappenzeichen des Patriziers und Rechtsgelehrten Caspar Borcholt aus Lüneburg, der zu dieser Zeit dem Bischöflich Hildesheimischen Rat angehörte. Seit 1578 waren Ursula und Caspar verheiratet. Ihre Wappen findet man auch an ihrem Wohnhaus in Hildesheim, dem Kaiserhaus, das Borcholt 1587 als erstes Steinhaus in der Fachwerkstadt Hildesheim erbaute. Die beiden unteren Wappensteine in Barntener Torbau zeigen links die Insignien der Familie von Möhlen, aus der Borcholts Mutter stammte, zu erkennen an drei auf einem Querbalken liegenden Kammrädern und rechts einen gezungten Löwen und darunter drei Fische, die zum Wappen der Familie von Diek gehörten, der Familie von Ursulas Mutter.
Dass Caspar Borcholt Besitzer des Barntener Landgutes war, wurde in der Leichenpredigt anlässlich seines Todes und in einem Nachruf bestätigt. Er nutzte Gut und das dazugehörige Haus als Rückzugs- und Erholungsort, bis er 1599 an der Ruhr verstarb. Beigesetzt wurde er in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses in der St. Andreaskirche in Hildesheim.
Das Herrenhaus in Barnten, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Krüppelwalmdach im Hintergrund des Hofes befindet sich heute nicht mehr in seinem originalen Zustand. Es stammt aus den Jahren um 1800, wurde in jüngerer Zeit renoviert und ist heute im Besitz des Freiherrn von Rössing.
Dort befindet sich heute das Café Solysal.
Gutshof Barnten
Zu finden: Landesstraße 14
Zu den ältesten Höfen in Barnten gehört auch ein zweistöckiger Gutshof mit Krüppelwalmdach an der Landesstraße 14. Der ursprüngliche Wohnteil dieses Hofes aus dem Jahre 1776, heute ein Scheunengebäude, liegt mit seinem Dielentor vorn an der Straße. Rechts neben der Zufahrt zum Hof befindet sich das ebenfalls zweistöckige Leibzuchthaus (Altenteil/Witwenhaus) in Fachwerkbauweise, das 1870 entstand und dessen Krüppelwalmdach mit der Traufseite der Straße zugewandt ist. Die zum Hof gehörenden Ställe wurden nachträglich ausgebaut. Das Hauptwohnhaus, dessen Fachwerk mit roten Klinkersteinen ausgefüllt ist, stammt aus dem Jahr 1938.
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2018 wechselte der Besitz des Anwesens in die Hände von zwei Familien, die seitdem nicht nur in Barnten leben, sondern hier außerdem einen Nutztier-Archehof betreiben. Bislang gehören einige vom Aussterben bedrohte Leinegänse und jeweils zwei Angler- und Rotbunte Husumer Sattelschweine, bei denen es sich um gefährdete Nutztierarten handelt, zum Tierbestand des Hofes. Durch Zucht und Vermarktung möchten die Familien zum Erhalt dieser Rassen beitragen. Darüber hinaus sind Hühner, Wachteln, Katzen, Pferde, Bienen und Kaninchen auf dem Gutshof zu finden. Über einem kleinen Hofladen werden Eier, Honig und Marmeladen verkauft.
Teile der Wohngebäude werden vermietet. Zur Vermietung gehören WG-, Ferien- und Messezimmer. Darüber hinaus ist der Gutshof Barnten offiziell anerkannte Pilgerunterkunft des Freundeskreises der Jakobswege Norddeutschland.
Näheres zum Konzept des Arche-Nutztierhofes, zur Vermietung von Zimmern und zur Entstehung der Kulturscheune ist zu finden unter www.gutshof-barnten.de
Ehemaliger Gasthof Meyer
Zu finden: Barntener Platz
Direkt am Barntener Platz, dem früher als Thie bezeichneten Dorfmittelpunkt, steht der alte Dorfgasthof Meyer. Er wird jedoch nicht mehr als Gaststätte genutzt und ist heute ausschließlich privates Wohnhaus. Seit der Gasthof in den Händen seiner neuen Besitzerin ist, wird er nach und nach und mit viel Liebe restauriert.
Erste Dorfschule
Zu finden: Barntener Platz
Links hinter der Kirche und zum Teil von ihr verdeckt liegt die alte Dorfschule Barntens. Schon nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges finden sich 1648 Hinweise auf eine Schule in Barnten, die an oben genannter Stelle stand, aber 1929 durch das bis heute erhaltene Gebäude ersetzt wurde. Während die erste noch eine einklassige Schule war, wurden in diesem zweiten Schulgebäude zwei Klassen unterrichtet.
Zur Schule gehörten ebenso zwei Lehrerwohnungen, Stallgebäude und Badeeinrichtungen im Keller. Wegen steigender Schülerzahlen war das Platzangebot auch hier schnell nicht mehr ausreichend. Da ein Erweiterungsbau nicht möglich war, entstand 1951/52 an der Glückaufstraße ein neuer Schulbau mit vier Klassenräumen und Badeeinrichtungen, wenige Jahre später ein Anbau mit einer der ersten Turnhallen des Landkreises und einem weiteren Klassenzimmer.
Da in den folgenden Jahren auch im Nachbarort Rössing der Schulraum knapp wurde, schlossen sich beide Orte zum Schulzweckverband Rössing-Barnten zusammen und im Jahre 1963 wurde eine weiterführende Mittelpunktschule gegenüber dem Barntener Bahnhof eingeweiht. Mit der Eingemeindung Barntens und Rössings in die Gemeinde Nordstemmen entstand dort ein neues Schulzentrum, die Mittelpunktschule Barnten wurde in eine Grundschule umgewandelt. Seitdem werden im Barntener Schulgebäude die Grundschulkinder Barntens, Rössings und Klein und Groß Escherdes unterrichtet.
Die Räume der alten Schule neben der Kirche sind heute in Privatbesitz und zu einem Wohnhaus mit mehreren Wohnungen umgebaut worden. Das zweite Schulgebäude an der Gückaufstraße wird heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt.
Altes Feuerwehrhaus
Zu finden: Landesstraße/Am Holze
Das alte Spritzenhaus der Feuerwehr Barnten entstand im Jahre 1852 am damaligen Ortsausgang nach Giften. Beide Dörfer hatten sich zu dieser Zeit für Anschaffung einer gemeinsamen Feuerspritze entschieden und diese fand nun hier ihren Platz. Das kleine, mit roten Ziegeln gedeckte und heute von Wein umrankte Gebäude war 24 Fuß lang, 13 Fuß breit und 8 Fuß hoch und hatte damit die Größe einer derzeit üblichen Garage.
Als solche wird es auch vom heutigen Besitzer genutzt, diente aber nach dem Bau des neuen und größeren Spritzenhauses direkt gegenüber zwischenzeitlich auch als Wohnhaus für eine 1945 aus dem Osten geflohene Großfamilie.
Spuren von historischen Produktionsstätten
Alte Holländer Mühle
Verlässt man Barnten über die Glückaufstraße Richtung Osten, hat an der meist geschlossenen Bahnschranke geduldig gewartet und anschließend die Brücke der L 410 unterquert, erreicht man wenige Augenblicke später die Barntener Mühle. Die Getreidemühle wurde im Jahre 1880 gebaut. Der gemauerte Turm ist weiß getüncht und steht auf einem steinernen Sockel, die auf dem Mauerwerk aufliegende bewegliche Kappe trägt heute jedoch keine Flügel mehr.
Die Barntener Mühle wird schon seit vielen Jahren nicht mehr wirtschaftlich genutzt und ist heute ein privates Wohnhaus.